Twelsiek, Monika (Hg.)

Tiere

30 leichte Klavierstücke für Kinder

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2008
erschienen in: üben & musizieren 3/2009 , Seite 58

Wie klingt es, wenn die Grille ihre Geige stimmt oder „Kätzchen und Fliege“ sich begegnen? Wie hören sich „tratschende Hühner“ oder „wilde Ponys“ auf dem Klavier an? Was muss ich als Klavierspieler tun, damit meine Musik davon erzählt, „wie die kleinen Tiger sich necken“?
Dieser zweite Band aus der Reihe „Bilderklavier“ ist für junge KlavierspielerInnen ebenso verführerisch wie für ihre Lehrkräfte, die ihre Schüler bei Spiellaune halten wollen. Doch halt, einen Moment soll der Überschwänglichkeit Einhalt geboten sein: „Leichte Klavierstücke“ – das stimmt nicht durchgehend, denkt man auch an jene SchülerInnen, die sich nicht so leicht einen Notentext aneignen. Die „leichten Klavierstücke“, die im Übrigen sicher nicht nur für Kinder reizvoll und wichtig sind, begeben sich durchaus auch in den Schwierigkeitsbereich der Mittelstufe I. Ein Stück wie „Kätzchen und Fliege“ von Stojan Stojantschew verlangt schon einen pianistischen Überblick, um möglichst spontane Zuneigung beim Schüler hervorzurufen.
Das Stück ist eines der erfreulich vielen, die von zeitgenössischen Komponisten stammen, und zeichnet sich zudem durch zeitgenössische Klangmittel aus: Einton-Tremoli, Glissandi, Cluster-Accelerandi, Fingerpercussion fordern Spielfreude und pianistischen Zugriff. Andere Namen sind Milko Kelemen, Jenö Takács, Wassil Kasandiev oder David Dushkin. Zur Klassischen Moderne einer „Musik für Kinder“ zu zählen wären Prokofjew, Bartók, Gretchaninoff, Chatschaturjan oder Kabalewski. Mike Schoenmehl und Henry Mancini vertreten die Popularmusik, womit auch für die stilistische Weite dieser „tierischen“ Sammlung gesorgt wäre.
Mike Schoenmehl, wie Gretchaninoff mit vier Stücken überdurchschnittlich häufig vertreten, bietet in „Jakob, der lustige Maulwurf“ auch Ideen zum Improvisieren an. Bei den Namen der zeitgenössischen Komponisten könnte auch der Besitzer eines größeren Musiklexikons biografische Hinweise vermissen. Es fällt immer wieder auf, dass junge KlavierspielerInnen bei aller spielenden Nähe zu ihrer Musik die intellektuelle Nähe, etwa das Wissen um die KomponistInnen vermissen lassen. Die Frage, wer denn dieser Friedrich Burgmüller war, dessen „Bachstelze“ neben Tier-Stücken von Tschaikowsky oder Couperin hier auch zu finden ist, könnte einen kleinen Textteil sinnvoll machen.
Da wäre dann auch zu finden, was das Original zu Max Bispings Arrangement von Robert Schumanns „Ein scheckiges Pferd“ denn wohl sei. Wo das alles in einem Notenheft Platz finden soll? Ganz am Schluss des Bandes gibt es die pädagogiktümelnde Seite für „Mein(e) Lieblingsstück(e)“ und „Mein Lieblingstier (Foto oder gemalt)“ – der Platz wäre gut genutzt. Editorisch fällt auf, dass etwa Pedalangaben bzw. Pedalzeichen uneinheitlich sind, identisch mit den Herkunftsausgaben, nicht speziell für diese Ausgabe herausgeberisch bearbeitet. Fröhlich-bunte Aquarelle von Leopé illustrieren auf freche Weise die oft auch freche Musik.
Günter Matysiak