Eine kleine Herbstmusik

Mit seiner Kleinen Herbstmusik legt Klaus Schindler eine Sammlung sehr stimmungsvoller Titel für Sologitarre vor, die sich – wie der Titel vermuten lässt – um das Thema Jahreszeiten ranken. Die zwölf Stücke des Zyklus sind progressiv angeordnet, sehr melancholisch bis meditativ gehalten und recht leicht bis mittelschwer spielbar. Insgesamt bewegen sich die Titel in der Regel im Tonraum bis zum h’.
Klaus Schindler gibt zu jedem seiner zwölf Stücke eine kurze Einführung, manchmal eine Impression zur Einstimmung in die jeweilige Klangwelt. Auf der beiliegenden CD spielt er den Zyklus selbst auf seiner Lieblingsgitarre aus der Werkstatt von Armin Groop ein. GitarrenschülerInnen zeigt er abschließend auf sechs Bonus-Tracks, wie einige seiner Titel mit effektvoller Ergänzung verschiedener Percussion-Instrumente wie Rainmaker, Claves und Shaker wirken können.
Auch wenn die Musizierfreude im Vordergrund steht, merkt man doch, dass es Schindler, der sich nicht zuletzt durch ein zweibändiges Lehrwerk als Gitarrenpädagoge einen Namen gemacht hat, sehr wohl auch um methodische Aspekte geht. So verknüpft er sinnig bestimmte Stimmungen mit technischen und musikalischen Aufgabenstellungen. In „Blätter im Wind“, Impressionen eines herbstlichen Blättersturms, zieht sich der synkopische Rhythmus durch das ganze Stück hindurch, ergänzt durch Slap-Anschlagstechniken. „Morgentau“ nach einem Gedicht von Gottfried Keller, orientiert sich durchgehend an einem ostinaten Bassrhythmus. Flageoletts komponiert Schindler bei seinem „Sternenhimmel“ ein, um eine Stimmung zu erzeugen, die zum Nachdenken anregen möchte.
Später, etwa ab „November Day“, werden die Titel kniffliger. Während sich die ersten Titel noch in den unteren Lagen bewegen, setzt Schindler nun fortgeschrittene Kenntnisse im Lagenspiel voraus, auch die rhythmischen Schwierigkeiten nehmen zu.
Wer Freude an schöner, ruhig fließender, im besten Sinne sanfter, gelegentlich synkopierender folkloristischer Musik hat, ist bei Schindlers Kleiner Herbstmusik bestens aufgehoben. Eintönig ist sein Zyklus nicht, doch ist die Klangsprache der Titel verwandt, manches ähnelt sich sehr. Dies Schindler vorzuwerfen, wäre unangemessen. Doch es wäre ein Argument dafür, seine Stücke nicht als Block im Unterricht einzustudieren, sondern sie von Zeit zu Zeit wohlüberlegt einfließen zu lassen.
Insgesamt liegt mit Eine kleine Herbstmusik eine schöne Bereicherung der Unterrichtsliteratur für die Gitarre vor. Die zwölf recht kurzen Kompositionen eignen sich gut als ergänzendes Material für den Unterricht und als Stoff für stimmungsvolle Schülerkonzerte.
Uwe Sandvoß