Rennert, Anita

„Ich spiel Gitarre…“

Ideen für einen spielerischen Anfangsunterricht auf der Gitarre

Rubrik: Praxis
erschienen in: üben & musizieren 1/2009 , Seite 26

Kinder lernen spielend. Warum nicht technische Übungen spielend vermitteln? Hier einige Anregungen für den Umgang mit Musik und Technik im Anfängerunterricht für Grundschul­kinder mit praktischen Beispielen zu ausgewählten Lernfeldern des Gitarrenunterrichts.

Lukas kommt zu seiner ersten Gitarrenstunde und freut sich endlich loslegen zu können. Er hat eine neue Gitarre, die er zuhause schon ausprobiert hat. Er ist hochmotiviert und voller Vorfreude. Seine Gitarrenlehrerin ist ebenso motiviert und möchte Lukas von Anfang an eine solide Technik vermitteln. Er soll Noten lernen, eine gute Körperhaltung beim Spielen haben, Grundlagen der musikalischen Interpretation bekommen, die Logik des Griffbretts verstehen und vieles mehr. Diese Ansprüche stellen so manchen gut ausgebildeten und verantwortungsbewussten Gitarristen, der ein systematisches Fundament vermitteln möchte und gleichzeitig die Musizierfreude und Anfangsmotivation des Kindes erhalten und fördern will, beim Umgang gerade mit jüngeren Kindern oftmals vor Probleme.
Nach Erkenntnissen der Lern- und Entwicklungspsychologie hat das Kind im sechsten Lebensjahr einen deutlichen Wachstumsschritt hinter sich und beginnt, sich zu einer kleinen Persönlichkeit zu entwickeln. Es möchte vieles selbst machen, seine Abstraktionsfähigkeit nimmt zu und dennoch ist das Spiel immer noch die fundamentale Tätigkeit. Spielen beinhaltet Lernen. Im Vorschulalter lernen Kinder mehr durch Ausprobieren und Beobachten, später entwickelt sich ein Bewusstsein fürs Lernen durch Erklärungen, wobei bildhafte und spannende Erläuterungen genauso wichtig bleiben. Manfred Spitzer schreibt über das Lernen aus neurobiologischer Sicht: „Das Ausmaß des Behaltens von dargebotenem Material ist abhängig davon, wie sehr wir uns diesem Material zuwenden, das heißt von Aufmerksamkeitsprozessen. Je aufmerksamer ein Mensch ist, des­to besser wird er bestimmte Inhalte behalten.“1
Spiele sind ein Weg, genau diese Aufmerksamkeit zu erreichen. Sich dessen bewusst zu sein, bedeutet für Instrumentallehrkräfte eine Chance, sich der Vermittlung von Spiel- und Übetechniken auf assoziative Art und Weise zu nähern. Beispiele und Geschichten aus dem Erlebnisbereich der Kinder, die im Zusammenhang mit dem Gitarrenspiel eingesetzt werden, können sowohl für die Schülerinnen und Schüler als auch für die Lehrenden den Unterricht bunter und effektiver gestalten. Spielerischer Umgang mit der Musik und dem Instrument lässt Motivation wie von selbst entstehen.

1 Manfred Spitzer: Lernen. Gehirnforschung und die Schule des Lebens, Berlin/Heidelberg 2007, S. 155.

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