Schiwowa, Julia

Die gesunde Stimme

Ein umfassender Ratgeber zur Gesunderhaltung der Stimme und zum Umgang mit Stimmstörungen, mit vielen Übungen

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Nepomuk, Basel 2008
erschienen in: üben & musizieren 1/2009 , Seite 56

Dem gesunden, schmerzfreien und freudvollen Singen freie Bahn geben möchte Julia Schiwowa und legt einen Ratgeber vor, der dazu einen wichtigen Beitrag leistet. Im zentralen Kapitel „Der Aufgabenbereich der Gesangslehrperson“ gibt Schiwowa Tipps zur Vorbeugung von Stimmschäden, zum Wiedereinstieg in den Sing-Alltag nach einer Stimmstörung und sogar zur Überbeanspruchung der Stimmen von GesangslehrerInnen. Den Kern des Kapitels stellt jedoch der gesunde Gebrauch der Stimme dar. In 25 Einzelaspekten nimmt die Autorin das Singen in allen seinen Facetten unter die Lupe: Ganzkörperliche Aspekte wie Körperwahrnehmung, Aufwärmen, Haltung oder Bewegung kommen dabei ebenso zur Sprache wie unmittelbar Gesangstechnisches, so beispielsweise die Randstimme, Artikulation oder Atmung. Mit Themen wie Üben, Zeitplanung im Unterricht und Gesangsliteratur geht sie über die unmittelbare körperliche Aktivität des Singens sogar noch hinaus.
Obwohl den einzelnen Aspekten nur wenige Seiten eingeräumt werden, kratzt die Autorin keineswegs nur an der Oberfläche. Im Gegenteil, die Masse der beschriebenen Gefahren wirkt fast hemmend, die zahllosen Anregungen sind unerschöpflich. Anregung für eigene, gesunde Aktivitäten in Sachen Stimme und Körper bietet Schiwowa im Überfluss: Jedem Themenschwerpunkt sind etliche Übungen beigegeben, die zum Teil auch nach persönlichem Geschmack und Lernstadium variiert werden können. Der Möglichkeiten sind fast zu viele, doch auch hier gibt die Autorin den richtigen Rat: Gewohnheiten ändern, nicht jede Übung ist zu jeder Zeit die richtige.
In drei weiteren Kapiteln widmet sich Schiwowa verschiedenen Stimmstörungen und Stimmkrankheiten und deren Behandlung sowie der Stimmhygiene. Die Autorin differenziert in psychogene, organische und hormonell bedingte Stimmstörungen, bespricht das Für und Wider verschiedener Medikamente und analysiert kritisch, was in Sachen Stimmhygiene gemeinhin für „gut“ und „schlecht“ gehalten wird. In Details sicherlich sehr interessant, ist doch fraglich, inwieweit diese Kapitel zielführend sind. Der Leser kann eine konkrete organische Stimmstörung weder selbst diagnostizieren noch ihr gezielt entgegenwirken; die grundsätzliche Bewertung von Medikamenten kann maximal als Warnhinweis von Bedeutung sein. Wirklich ernstzunehmen ist hier der ausdrückliche Rat der Autorin, bei ernstlichen Problemen den Arzt aufzusuchen.
Insgesamt ein tatsächlich umfassender Ratgeber zur Gesunderhaltung der Stimme für Laien wie Profis. Voraussetzung für dessen Wirksamkeit bleibt jedoch das persönliche, selbstkritische Betrachten und Hinterfragen. Für diesen ersten Schritt des Erkennens eigener Defizite sind die LeserInnen nach dieser Lektüre gewiss sensibilisiert!
Astrid Bernicke