Schütz, Michael (Hg.)

Handbuch Popularmusik

mit 2 Begleit-CDs

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Strube, München 2008
erschienen in: üben & musizieren 1/2009 , Seite 58

Michael Schütz als Herausgeber und sechs weitere Mitautoren sichern der Gattungsbezeichnung „Handbuch“ in ihrem 300 Seiten starken Hardcover-Band in zweifacher Hinsicht ein besonderes Profil: Zum einen steht hier mehr als nur ein Nachschlagewerk mit Begriffsdefinitionen zur Verfügung. In den acht Kapiteln des Hauptteils werden die Aspekte Geschichte, Stil und Instrumentenkunde, Harmonik/Rhythmik sowie Arrangement thematisiert. Dies geschieht indes nicht im gängigen Lexikon-Duktus, sondern dem jeweiligen Thema entsprechend in ausführlich erläuternden oder in verknappten, schnelle Orientierung ermöglichenden Textformaten, unterstützt durch die dichte Ausstattung mit Notenbeispielen.
In den ergänzenden Kapiteln zu Chorarbeit und Beschallungstechnik sowie mittels der beigefügten zwei Audio-CDs zeigt sich ein Fokus auf popularmusikalische Praxis: mehr als 120 stilspezifische Band- und Piano-Grooves machen da unmittelbar „ohrenfällig“, was im Kapitel Stilkunde aufbereitet ist. Praktikabel schließlich auch, dass dem Begriffs-Lexikon im Anhang sowohl ein kapitelbezogenes Literaturverzeichnis als auch ein detailliertes Sach- und Personenregister zur Seite gestellt ist.
Zum anderen wird durch einen dreiteiligen Exkurs „Popularmusik im Kontext der Kirche“ ein sehr deutlicher Akzent gesetzt. Das Vorwort weist denn auch besonders „haupt- und nebenamtliche KirchenmusikerInnen und ihre Klientel“ als Zielgruppe aus. Die dortige Kapitelgliederung präsentiert eine Vielzahl von Gesichtspunkten – von sehr grundsätzlicher Reflexion („Theologisch-ästhetische Aspekte der populären Musik“) bis hin zu pragmatischen Hinweisen etwa zur Einbindung und Umsetzung von Popularmusik in Gottesdienst und Gemeinde. Zwar können die Mitglieder des Autorenteams diesbezüglich (da allesamt im Bereich kirchenmusikalischer Ausbildung tätig) als ausgewiesene Fachleute gelten. Gleichwohl steht der seminaristische Duktus dieser Textteile seltsam quer zum Grundton der übrigen Kapitel.
Auch einige Bemerkungen in der nicht sonderlich aussagestarken Einleitung wirken beeinträchtigend: Da ist von „Bildungsanspruch“ die Rede und davon, dass knappe Darstellung die „Einprägsamkeit“ erhöhen soll; und notwendigerweise zu treffende Prioritätsentscheidungen seien sowohl „subjektiver Betrachtung“ als auch „objektivem Maßstab“ verpflichtet. Schließlich bleibt fraglich, wie sich der doch sehr stolze Preis rechtfertigt und warum man seitens des Verlags nicht den Mut hatte, bereits im Titel die inhaltliche Ausrichtung „Popularmusik im Kontext der Kirche“ kenntlich zu machen.
In der Summe aber ist der verfolgte Ansatz ein durchaus ambitionierter: Denn nicht über bloße Begriffsdefinitionen, sondern erst im Zusammenspiel der informierenden Textteile und motivierenden Angebote mag sich das erschließen, was Popularmusik ausmacht.
Gunther Diehl