Neumann, Eva-Maria

Geigenschule für Kinder

im Einzel- und Gruppenunterricht, Heft 1

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 2007
erschienen in: üben & musizieren 3/2008 , Seite 60

Von der zweibändigen Geigenschule für Kinder im Einzel- und Gruppenunterricht von Eva-Maria Neumann habe ich den 124-seitigen ersten Band vor mir und bin entzückt von der cleveren Vielfalt und Vollständigkeit. Die Kinder sind von Anfang an mit ganz leichten, mit Sprüchlein unterlegten Noten konfrontiert, ohne zu spüren, dass das eine Schwierigkeit sein könnte. Kleine humorvolle Spiele, Quizfragen und kreative Aufgaben regen Kommunikation, Fantasie und Eigeninitiative an. Hübsche farbige Zeichnungen von Pia Eisenbarth lockern den Text auf und machen das Heft für Kinder übersichtlich.
In kleinen, dosiert eingebauten Schritten werden Notation, geigerische Begriffe, technische Fähigkeiten, Variation, Artikulation und Dynamik und mit Letzteren der emotionale Ausdruck erarbeitet. Die bildhaften Liedinhalte fördern Spaß und Leistung. Die meisten Lieder – Ohrwürmer und neu erfundene – sind zwei- oder dreistimmig gesetzt, wobei immer leichtere und schwierigere Aufgaben kombiniert sind; kleiner gedruckte Systeme zeigen Lehrerbegleitungen an.
Diese Mehrstimmigkeit ergibt unzählige wertvolle Möglichkeiten für den Gruppenunterricht, wo ständig Unterschiede in Begabung und Fortschritt be- oder entstehen. Klangmalerisch gesetzte Klavierbegleitungen zu vielen Stücken der Schule liegen in einem gesonderten Heft bei. Zu Ende des ersten Kapitels steht eine kleine Suite von 14 Leersaitenstücklein mit Sprechtext über die Abenteuer des kleinen Zoolöwenkindes Felix, begleitet mit Geige oder Klavier: wunderbar geeignet für eine Aufführung.
Das Greifen beginnt mit dem 3. Finger, der 4. Finger wird früh ausgiebig einbezogen, was wichtig ist für die Balance der linken Hand. Man kann mit dieser Schule auch in der dritten Lage zu greifen beginnen oder dieses kurze Kapitel als Intermezzo benutzen gegen die Gefahr des Erstarrens durch das ständige Spiel in der ersten Lage. Es ist auch zu empfehlen, das siebte Kapitel mit Rutschen zu Flageoletts und Oktav- und Terzglissandi (die ersten Lagenwechsel) früh und regelmäßig zu nutzen. Kapitel zur Einführung verschiedener Bogenstriche (mir fehlt das Spiccato), der Synkopen und des barocken und frühklassischen Stils runden das Heft ab.
Am Ende sind alle vier Griffarten bekannt. Einführungsbriefe der Autorin an die Schülerinnen und Schüler, an die Eltern und an die Lehrkräfte, ein alphabetisches Stückeverzeichnis und eine Übersicht mit Titelnummern über die technischen Problemstellungen tragen viel dazu bei, die Schule optimal nutzen zu können. Lehrkräfte, die das tun, sind völlig frei in ihrer gewohnten Methode; das Heft engt nicht ein, sondern regt an und liefert reichlich Material. Zu ergänzen wären Anregungen zum Vibratobeginn und zur Nutzung der Resonanz der leeren Saiten für die Intonationskontrolle.
Das Heft wurde mit dem Deutschen Musikeditionspreis 2008 in der Kategorie Schul- und Unterrichtsliteratur ausgezeichnet.
Walter Amadeus Ammann