Bach, Johann Christoph Friedrich

Sonata für Violoncello und Klavier (Cembalo)

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2007
erschienen in: üben & musizieren 1/2008 , Seite 62

Bereits 1789 – acht Jahre vor den „großen“ Sonaten Ludwig van Beethovens op. 5 für Klavier (Cembalo) und obligates Violoncello – entstand die Sonata per il Cembalo o Pianoforte et Violoncello obligato in A-Dur von Johann Christoph Friedrich Bach, dem zweitjüngsten Sohn Johann Sebastian Bachs, der vom Vater seine musikalische Ausbildung erhalten hatte und später als der „Bückeburger Bach“ in die Musikgeschichte einging.
Das Autograf, das einst zum Bestand der Fürstlichen Bibliothek zu Bückeburg gehörte und während des Zweiten Weltkriegs nach Schlesien ausgelagert worden war, gilt seit 1945 als verschollen. Es existiert lediglich eine von der Braunschweiger „Collection Litolff“ 1905 herausgegebene, in der romantischen Tradition des 19. Jahrhunderts stehende Bearbeitung in D-Dur, die 1979 vom Wollenweber-Verlag München-Gräfelfing als Reprint veröffentlicht wurde.
Der Herausgeber der vorliegenden Neuausgabe, Stefan Fuchs, hat bei der Rekonstruktion dieser Violoncello-Sonate sorgfältig recherchiert und nicht nur die originale Tonart A-Dur wieder hergestellt, sondern auch die im 19. Jahrhundert hinzugefügten Oktavierungen, Phrasierungen und dynamischen Zeichen entfernt. Auch der Tonumfang der Klavier- bzw. Cembalostimme wurde jenem der im 18. Jahrhundert üblichen Tasteninstrumente angepasst.
Der erste Satz Allegro entspricht der klassischen Form der Sonate mit Exposition, Durchführung und Reprise und hebt sich somit deutlich von der früheren Form der barocken Continuo-Sonate ab. Der langsame zweite Satz, ein Larghetto im 3/4-Takt, ist ein Arioso, das mit seinem punktierten Rhythmus ein wenig an die langsamen Sätze Händels gemahnt und durch die eingestreuten Verzierungen (Triller, Doppelschlag) einen anmutigen Charakter erhält. Mit viel Witz und kompositorischem Raffinement kommt der dritte Satz Allegretto daher, ein Variationsrondo über das Volkslied Es sind einmal drei Schneider g’wen, das sich durch die Zweiunddreißigstel-Figuren im letzten Teil zu großer Virtuosität entfaltet.
Die vorliegende Neuausgabe ist in ihrer rekonstruierten Fassung von Stefan Fuchs in jedem Fall eine Bereicherung der Celloliteratur, sowohl für professionelle MusikerInnen als auch fortgeschrittene Laien, handelt es sich doch um ein Kammermusikwerk eines der bedeutenden Bach-Söhne, welches zwischen der barocken Continuo-Sonate und den großen klassischen Beethoven-Sonaten eine Brücke schlägt.
Der Tonumfang der Cellostimme erstreckt sich von A bis d” (teilweise Tenorschlüssel, Daumenlage in den Takten 143-145 des ersten Satzes). Die technischen Anforderungen sind in etwa mit denen der barocken Cello-Sonaten vergleichbar, sodass mit der Einstudierung bereits begonnen werden kann, bevor man sich an die schwierigen Kammermusikwerke Beethovens heranwagt.
Sylvia Kreye