Petrat, Nicolai

Motivieren zur Musik

Grundlagen und Praxistipps für den erfolgreichen Instrumentalunterricht

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Gustav Bosse, Kassel 2007
erschienen in: üben & musizieren 6/2007 , Seite 57

Welcher Instrumentalpädagoge kennt es nicht, das Problemfeld der Motivation im Instrumentalunterricht? Viele Kinder beginnen heute im Anschluss an die Musikalische Früherziehung oder Grundausbildung mit dem Instrumentalunterricht meist auf einem von ihnen selbst gewählten Instrument. Die Motive, dieses oder jenes Instrument zu lernen, sind vielfältig. Sie können aus der häuslichen Umgebung stammen, sie können aber ebenso gut Ergebnis eines vorangegangenen Grundstufenunterrichts oder eines Instrumentenkarussells sein. Genau hier beginnen auch die Gedankengänge von Nicolai Petrat. Denn trotz aller Maßnahmen im Vorfeld kommt es im Verlauf des Instrumentalunterrichts immer wieder zu Einbrüchen – und alle fragen sich dann, woher das wohl kommt.
Gründe hierfür liegen etwa in einem veränderten Freizeitverhalten, dem oft berechtigten Wunsch nach Mitbestimmung, Selbstausdruck, Selbstentfaltung und Selbstverwirklichung.
Auch die Einstellungen der Eltern gegenüber ihren Kindern und dem, was und wie sie es tun, hat sich gewandelt. Petrat spricht von einem toleranter gewordenen Erziehungsstil. Eltern sind heute eher Kooperationspartner ihrer Kinder und versuchen, diese in ihren eigenen Entscheidungen zu stützen, anstatt zu bevormunden. Gerade deshalb gehört ein funktionierendes Beziehungsdreieck Eltern/Schüler/Lehrer zur Grundlage des Instrumentalunterrichts. Motivationseinbrüche können nur in einem funktionierenden System aufgefangen und abgefedert werden.
Intrinsische Motivation ist letztlich das, was sich jeder Pädagoge und jede Pädagogin wünscht. Manchmal ist sie von Anfang an da, manchmal muss sie wachsen. Hier ist in erster Linie die psychologische, weniger die instrumentalpädagogische Kompetenz von PädagogInnen gefragt. Genau hierum geht es im vorliegenden Buch, um den psychologisch kompetenten Pädagogen, wie ihn Petrat nennt.
Seinen weiteren Ausführungen legt er nun seinen Motivationszirkel zugrunde und arbeitet die von ihm aufgestellten Prinzipien systematisch ab. Die Überschriften der einzelnen Kapitel zeigen dabei jeweils den zentralen Inhalt an, der im Folgenden ausgearbeitet wird. Jede Darstellung eines Prinzips mündet in ein pädagogisches Fazit. Im Anschluss an die Darstellung des Motivationszirkels widmet sich Petrat noch anderen instrumentalpädagogisch relevanten Themen wie dem Gruppenunterricht, der Elternarbeit und dem Aspekt der Supervision zur Schülermotivierung und als individuelles Konzept.
Das Buch enthält sehr viele Anregungen für Instrumentallehrkräfte. Hier liegt auch die Stärke des Buchs. Schwächen finden sich dort, wo es um die Darstellung von Theorien geht. Diese erscheinen oftmals verkürzt und greifen nicht immer die aktuelle Diskussion auf. Ein Beispiel hierfür wäre der Umgang mit den Erkenntnissen der Psychoanalyse.
Ludger Kowal-Summek