Pärt, Arvo

Vier leichte Tanzstücke für Klavier

Musik für Kindertheater

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Universal Edition, Wien 2007
erschienen in: üben & musizieren 6/2007 , Seite 60

Die UE übernahm den kleinen Klavierzyklus Vier leichte Tanzstücke von Arvo Pärt in ihr umfangreiches Repertoireverzeichnis des Komponisten, nachdem das Jugendwerk zunächst 1993, mit einem Vorwort von Michael Töpel versehen, bei Eres erschienen war. Der 1935 geborene Pärt hatte die vier Sätze 1956/57 während seiner Studienzeit in Tallinn geschrieben, noch ehe er sich der Arbeit mit damals für ihn neuen Ausdrucksmöglichkeiten wie Dodekafonie oder Aleatorik zuwandte. Erst viel später, etwa ab 1976, entwickelte er die so genannte Tintinnabuli-Technik, die er z. B. in den beiden Klavierstücken Für Alina (1976) und Variationen zur Gesundung von Arinuschka (1977) vorstellte, die heute zu seinen bekanntesten Werken gehören.
Die Vier leichten Tanzstücke, die laut Verlagsangabe eine Dauer von ca. sechs Minuten haben, umfassen im Druck neun Notenseiten. Der Komponist hat die beiden ersten Sätze nach Grimm’schen Märchen geschrieben: Der gestiefelte Kater tritt in einer kurzen, ironisch-feierlichen Ouvertüre auf, in deren Verlauf er gravitätisch und hochnäsig einherstolziert. In Rotkäppchen und der Wolf schreitet die junge Dame maßvoll im Piano durch die Mittellage des Instruments, während sich das wilde Tier zunächst lebhaft von Piano bis zum Forte anschleicht, um bei einer Reprise energisch in tieferer Lage vom Forte bis zum aggressiven Fortissimo vorzupreschen. Dieser Satz bildet eine hübsche Alternative zu Prokofjews Peter und der Wolf.
Die beiden weiteren Stücke der kleinen Sammlung tragen die Titel Schmetterlinge bzw. Tanz der Entenküken. Die Schmetterlinge wirbeln, virtuos klingend, aber relativ einfach zu spielen, lebhaft, einem perpetuum mobile gleich durch das höchste Register des Diskants; in einem Mittelteil, „Im Walzertempo“, ertönt in der Tenorlage des Instruments eine an Tschaikowsky gemahnende Melodie. Der abschließende, humorvoll gesetzte Tanz der Entenküken vermittelt Vorstellungen von Bewegungen der niedlichen Tiere und lässt an Mussorgskys berühmtes Vorbild denken.
Pärts Komposition besteht aus eigenständigen Klavierstücken, die nicht unbedingt szenischer Effekte bedürfen. Zusätzlich wären allerdings auch Schüleraufführungen mit Bühnenbildern und Pantomimen vorstellbar. Die von Tonalität geprägte Schöpfung ist relativ leicht zu spielen, setzt aber Hände voraus, die Oktaven, an zwei Stellen in Nr. 4 sogar kleine Nonen bewältigen können. Der Tonumfang reicht vom Kontra-D bis zum g”” und der eher etwas virtuose Teil der Schmetterlinge spielt sich mit beiden Händen in der höchsten Diskantlage ab.
Das liebenswerte Heft vermittelt einen guten Eindruck von den kompositorischen Anfängen eines heute berühmten Musikers. Arvo Pärts eingängige Stücke werden sicherlich bei Jung und Alt Interesse und Freude am Klavierspiel erwecken.
Peter Roggenkamp