Sikorski, Christian

Die Welt der vier Saiten

Eine Betrachtung des Violinspiels, mit DVD

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Sikorski, Hamburg 2006
erschienen in: üben & musizieren 6/2006 , Seite 66

Der Untertitel des Buchs ist etwas irreführend. „Eine Betrachtung des Violinspiels“, wie sie aus persönlicher Sicht Yehudi Menuhin in vielen seiner Bücher anstellte, ist dieses Buch nicht, sondern durchaus eine „Violinschule“, in der in Wort und Video beschrieben wird, wie „man es macht“. Doch freilich ist das Buch auch keine herkömmliche Violinschule, in der in kleinen didaktischen Schritten eine Anweisung zum Lernen des Violinspiels gegeben wird. Am ehesten trifft der im Vorwort vom Autor gebrauchte Begriff „Nachschlagewerk“ den Charakter dieses Buchs. Dabei müsste allerdings der etwas unbescheidene Titel Die Welt der vier Saiten eingeschränkt werden, da dieser die Erwartung auf viel mehr, etwa auf die Violinliteratur oder auf historische Fragen weckt, die hier nicht behandelt werden.
Doch so verstanden ist dieses Buch ein nützliches Nachschlagewerk. Es beschreibt kurz und präzise und zusammen mit der DVD auch anschaulich im ersten Teil das Basiswissen: Bogen- und Geigenhaltung, aber auch das Stimmen in einer Konzertsituation oder die Pflege des Instruments. Fragen, die sich für den Geiger beim Notenlesen einstellen, wie der Rhythmus oder die Unterscheidung von Artikulationsbogen, Phrasierungsbogen und Bogen als Strichbezeichnung werden erläutert. Sehr sinnvoll ist, dass Sikorski in den beigegebenen Notenbeispielen nicht nur die Violinstimme abbildet, sondern die Geigerinnen und Geiger dazu auffordert, ihre Stimme im Zusammenhang der gesamten Komposition zu verstehen.
Der zweite Teil befasst sich mit „Elementaren Bewegungsabläufen und Übungsmöglichkeiten“. Sikorski zeigt, wie bei der „Tonproduktion“ Körperhaltung und -bewegung zusammenspielen und einen individuellen Ton ergeben. Seine Analysen machen bewusst, wie komplex die Tonerzeugung beim Geigen ist, und betonen die Individualität des Geigenspiels. Die folgenden Kapitel befassen sich mit Bogen- und Saitenwechsel und mit Stricharten. Das dritte Kapitel zeigt die Bewegungsabläufe beim Greifen, beim Lagenwechsel oder beim Arm-, Hand- und Fingervibrato. Das letzte Kapitel gibt Hinweise für ein effizientes Üben.
Sikorskis Welt der vier Saiten stellt die grundlegenden Bewegungen des Geigens präzise und komplex dar. Für Fortgeschrittene ist das Buch hilfreich, da es ein Gerüst zur Selbstkontrolle liefert. Ob man nun Geige studieren will, vor Prüfungen steht oder Geige unterrichtet: Ein Blick in dieses konzise Nachschlagewerk ist stets nützlich, um Sicherheit zu gewinnen und seinen eigenen Weg weiterzuentwickeln. Christian Sikorski legt hier eine Quintessenz seiner langjährigen, erfolgreichen pädagogischen Arbeit vor. Erfrischend ist, dass der Autor bei allem Ernst auch den Humor nicht vermissen lässt.
Franzpeter Messmer