Tönnes, Rolf

Gitarre spielen ohne Noten

Die neue Gitarrenschule für Einsteiger und Wiedereinsteiger, mit CD

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2005
erschienen in: üben & musizieren 2/2006 , Seite 70

Wenn es um autodidaktisches Lernen geht, ist die akustische Gitarre sicherlich das beliebteste Instrument in unserem Kulturkreis. Trotzdem kann der ein oder andere Tipp oder die Erklärung bestimmter Sachverhalte nicht schaden, wenn man versucht, sich selbst die ersten Kenntnisse anzueignen. An genau diese Zielgruppe richtet sich „Gitarre spielen ohne Noten“ von Rolf Tönnes.
Anhand zahlreicher Liedbeispiele aus dem Bereich der amerikanischen Folklore und einigen Rockklassikern werden offene Akkorde in der ersten Lage, Barré-Akkorde und einfache Strummingpatterns vermittelt. Getreu dem Titel kommen dabei keine Noten zum Einsatz. Die zu greifenden Akkorde werden mit Griffbildern und Fotos dargestellt, die Rhythmen mit Pfeildiagrammen, denen man die Anschlagsrichtung entnehmen kann.
Pädagogisch sinnvoll aufgebaut lernt man bei jedem Stück einen neuen Akkord oder ein neues Rhythmuspattern. Zur Sprache kommen auch verschiedene Taktarten (4/4 und 3/4), Ghostnotes und das richtige Zählen bestimmter Rhythmen. Ziel des Buchs ist ganz klar die einfache Liedbegleitung, Fingerpicking oder komplexere Spieltechniken sucht man vergebens.
Auf der beiliegenden CD sind alle Stücke mit Gesang und Gitarre in ausreichender Soundqualität enthalten. So kann man direkt versuchen, neue Akkorde oder Rhythmen im musikalischen Zusammenhang anzuwenden und erhält eine genauere Vorstellung vom Klang des jeweiligen Übungsbeispiels.
„Gitarre spielen ohne Noten“ ist durchaus ein Konzept, das aufgeht. Gelungen an Rolf Tönnes’ Schule ist vor allem die anschauliche Erklärung der einzelnen Akkorde. Auch die Einführung in Grundbegriffe des Instruments und das Saitenaufziehen ist leicht verständlich und dürfte dem sich selbst unterrichtenden Schüler nützliche Hinweise geben. Etwas fragwürdig ist für mich der Verzicht auf jegliche Takteinteilung der Akkordfolgen. So kann es für AnfängerInnen etwas verwirrend sein, wie oft das Anschlagspattern mit einem bestimmten Akkord auszuführen ist. Wünschenswert wäre auch die Darstellung der Anschlagsrhythmen im Notenbild. Faktisch gesehen beschäftigen sich die SchülerInnen durch bestimmte Zählweisen (1u2u3u4u, 1234) bereits mit Achtel- und Viertelnoten und das Erlernen des entsprechenden Notensymbols stellt dann keine gro – ße Schwierigkeit mehr dar. Rolf Tönnes’ Unterrichtswerk bildet eine gute Grundlage für das Erlernen der Liedbegleitung im Selbststudium, aber auch für Einzel- oder Gruppenunterricht. Aufgrund der Songauswahl fühlen sich sicherlich auch erwachsene Anfänger oder Wiedereinsteiger mit diesem Buch wohl. Um auch jüngere, popmusikorientiertere SchülerInnen stärker anzusprechen, wäre eine aufwändiger produzierte CD mit Playbacks, die Bass und Schlagzeug beinhalten, sowie das Verwenden modernerer Liedbeispiele sicherlich hilfreich.
Martin Schmidt