Bärenz, Martin

Sieben Gute-Laune-Duos

für zwei Flöten

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Pan, Basel/Kassel 2017
erschienen in: üben & musizieren 1/2018 , Seite 56

Gute Laune beim Musizieren ist eine prima Sache – häufig genug stellt sie sich ja von selbst ein, bisweilen jedoch muss man nachhelfen. Martin Bärenz setzt vergnügliche, schülerfreundlich überschaubare „Hakeligkeiten“ als kammermusikalische Dialoggrundlage vor: In seinen Gute-Laune-Duos dürfen sich zwei FlötistInnen mit fein austarierten rhythmischen Herausforderungen befassen, die es gilt, beim Üben zunächst einmal alleine zu begreifen, um sich dann gemeinsam an das lustvolle Zusammenfügen zu begeben. Hier meint man, strukturell Harald Genzmer oder auch Carl Philipp Emanuel Bach im Geiste zu grüßen. Melodisch stehen die Duette freilich Genzmer näher, überzeugen aber durch eine eigenständige musikalische Sprache mit fein gedachten harmonischen Besonderheiten, die den teilweise spritzigen Rhythmen noch das Tüpfelchen auf dem „i“ aufsetzen.
Im Nachwort richtet sich Bärenz an fortgeschrittene MusikerInnen, die er ermutigen möchte, diese Duos auch bei Wettbewerben wie z. B. „Jugend musiziert“ einzusetzen. Daneben sind sie als ausgesucht wirkungsvolle Vortragsstücke auch für Konzerte bestens geeignet, machen tatsächlich beim Spielen viel Spaß und sind für fortgeschrittene SchülerInnen eine feine kammermusikalische Herausforderung, die es im Dialog zu bewältigen gilt. Ohne die Erfordernis neuer Spieltechniken entstehen hier Kabinettstückchen, die nicht bemüht, sondern federleicht mit spannenden Klangstrukturen jonglieren, die wie in einem ­Kaleidoskop aus kleinen, teils motorisch, teils melodisch motivierten Gedanken heraus entstehen.
Als einziger Wermutstropfen erscheint nur die gewählte Druckform, die in der Praxis häufig anders funktioniert als in der Theorie gedacht. In der Notenausgabe befinden sich zwei Stimmhefte: In der ersten Stimme sind die Noten des oberen Systems vertraut groß, in der zweiten die des unteren. Umgekehrt ist die jeweils nicht selbst gespielte Stimme im Druckbild fast stichnotenartig klein gehalten. Das kann man machen, stellt jedoch gerade für SchülerInnen beim Zusammenspiel eine unnötige zusätzliche Herausforderung dar, liest man doch beide Stimmen mit.
Natürlich spart man Platz, der durch nicht erforderliches Umblättern gut begründet ist, aber das horizontale Lesen ist eben doch erschwert. Zudem werden beide MusikerInnen häufig aus einer Stimme spielen wollen, damit man mit gemeinsamen Einzeichnungen interpretatorische Klarheit schaffen kann, durch Atemzeichen auch dem Mitspieler Strukturmerkmale visualisiert etc. Dies wird man nicht für beide Stimmen in zwei Heften tun. Praktikabler gewesen wäre hier wohl ein gleichmäßiger Druck. Aber schließlich wächst man an allen Herausforderungen, die man besteht: Die Musik macht diesen Wermutstropfen mehr als wett!
Christina Humenberger