Drücker, Thorsten

Eigene Aufnahme zum Play-along

„Ableton live“ im Instrumentalunterricht (Teil 2)

Rubrik: musikschule )) DIREKT
erschienen in: üben & musizieren 1/2018 , musikschule )) DIREKT, Seite 06

Nachdem im ersten Teil dieses Workshops der Aufbau und einfache Funk­tionen von „Ableton Live“ sowie die Herstellung eines Play-alongs beschrieben wurden, geht es im zweiten Teil unter anderem darum, eigene Aufnahmen zu erstellen.

Ableton Live ist nicht nur stark im Bearbeiten von bereits fertigem Audiomaterial. Das Programm lässt sich auch als vollständige Produktionsstätte für eigene Musikproduktionen verwenden. Wir können es also auch im Instrumentalunterricht dafür nutzen, um eigene Aufnahmen zu erstellen. Diese können gemeinsam mit dem Schüler oder der Schülerin anschließend analysiert und auch weiter bearbeitet werden. Hier lassen sich die Aufnahmen nicht nur in unterschiedlichen Tempi abspielen, um z. B. eingespielte Fehler genauer hören zu können. Aufgrund der grafischen Darstellung der Musik in Wellenform können wir Fehler – wie beispielsweise rhythmische Schwankungen – sogar sehen. Ableton Live bietet zusätzlich die Möglichkeit, diese Fehler zu korrigieren. Die sogenannten Warp-Marker (siehe unten) dienen dazu, Töne beliebig zu verschieben.
Doch bevor wir mit der eigentlichen Arbeit beginnen können, sind wieder verschiedene Voreinstellungen nötig: Ausgehend vom ersten Teil des Workshops in der vergangenen Ausgabe benötigen wir nun zusätzlich zur Play-along-Audio-Spur eine weitere Audio-Spur. Diese erzeugen wir, indem wir unter „Erzeugen“ die Funktion „Audio-Spur erzeugen“ auswählen. Alternativ können Sie auch den Tastaturbefehl benutzen (Mac: [CMD][T]; Windows: [STRG][T]).
Die neue Audio-Spur soll unsere Aufnahme-Spur werden. Markieren Sie die erzeug­te Spur und benennen Sie diese um. Unter „Bearbeiten“ „Spur umbenennen“ auswählen oder den entsprechenden Kurzbefehl verwenden (Mac [CMD][R]; Windows: [STRG][R]). Die SchülerInnen freuen sich bestimmt, wenn hier der eigene Name auftaucht. Außerdem dient das Umbenennen der besseren Übersicht. Mit der neuen Spur werden wir zum bereits erstellten Play-along Aufnahmen der Schülerin oder des Schülers erstellen. Die Aufnahme-Spur muss allerdings vorher aktiviert werden.

Aktivieren der Aufnahme-Spur

1. Schließen Sie am Laptop einen Kopfhörer an.
2. Unter „Voreinstellungen“ den Folder „Audio“ anklicken (siehe Teil 1).
3. Wählen Sie unter „Audio-Eingabegerät“ das integrierte Mikrofon aus. Falls Ihr Laptop nicht über ein internes Mikrofon verfügt, benötigen Sie eine externe Soundkarte. Sie können dann leider nicht wie hier beschrieben weiterarbeiten.
4. Wählen Sie unter „Audio-Ausgabegerät“ Ihren integrierten Ausgang (siehe Teil 1).
5. Unter der Rubrik „Latenz“ („Voreinstellungen“ > „Audio, Mitte“) wählen Sie einen möglichst niedrigen Wert, z. B. 32 Samples. Sollte es zu sogenannten Dropouts, also Aussetzern beim Abspielen der Aufnahmen kommen, erhöhen Sie den Wert.
6. Gehen Sie nun in die Session-Ansicht und wählen Sie in der sich in der Mitte befindenden weißen Leiste „Audio from“ die Auswahl „Ext. In“. Damit ist das Signal Ihres Laptop-Mikrofons dieser Spur zugeteilt. Hier kommt also das an, was am Mik­rofon eingespielt wird. Den hier beschrie­benen Vorgang nennt man übrigens Routing.
7. In der sich darunter befindenden Rub­rik „Monitor“ wählen Sie den Button „Auto“ aus. So hören Sie das Signal, das Sie gerade aufnehmen.
8. In der zweiten weißen Leiste darunter wählen Sie als nächstes den Kanal 1 aus. Hier sollten Sie bereits links neben der Ziffer einen rechteckigen Balken sehen, der grün blinkt, sobald Sie ein Signal abgeben.
9. Sollte der erwähnte Balken rot werden, bedeutet das, dass Ihr Signal übersteuert ist. Nun sollten Sie sich mit Ihrem Instrument weiter vom Laptop weg bewegen. Sie können auch den Eingangspegel am Laptop verringern. Dazu gehen Sie in die Systemeinstellungen Ihres Laptops. Dort suchen Sie z. B. (Mac) unter „Ton“ die Rub­rik „Eingabe“. Mit Hilfe des mittleren Schiebereglers (Eingangslautstärke) verringern Sie den Eingabepegel. Halten Sie hier ruhig eine Art Sicherheitsabstand. Das Eingangssignal sollte auf keinen Fall übersteuert (rot) sein.
10. Drücken Sie nun den Record-Button in der Audio-Spur unten (rechteckig mit dickem Punkt in der Mitte). Dieser wird anschließend rot leuchten.
11. Setzen Sie nun den Kopfhörer auf. Vorsicht mit der Lautstärke des Kopfhörers. Regeln Sie diese am besten zunächst ganz runter und schieben Sie sie anschließend langsam herauf, um Ihr Gehör nicht zu schädigen.
12. Das Instrument Ihrer Schülerin oder Ihres Schülers sollte nun im Kopfhörer gut zu hören sein. Starten Sie als nächstes das Play-along. Sollte das Verhältnis zwischen der Lautstärke des Instruments und der des Play-alongs nicht gut zueinander passen, optimieren Sie dies über die Lautstärke-Regler der einzelnen Spuren. Am besten Sie verringern zunächst die Lautstärke des Play-alongs.
13. Beachten Sie, dass die Laustärke der beiden Spuren nie oberhalb der Grenze von 0.0dB liegt. Überprüfen Sie dies mittels der länglich-ovalen Anzeige links neben den Spur-Laustärke-Reglern. Ein Über­schreiten der 0.0dB-Grenze führt zu Über­steuerungen und somit zu unangenehmer Klangqualität. Auch die mit „Master“ gekennzeichnete Spur ganz rechts bleibt bitte immer unter 0.0dB. Passen Sie die beiden Audio-Spuren entsprechend an.
14. Nun kann die Aufnahme beginnen. Der Schüler oder die Schülerin setzt den Kopfhörer auf und spielt die zuvor erarbeitete Stimme selbstständig ein. Dazu wechseln Sie nun in das Arrangement-Fenster, drücken zunächst die Stop-Taste in der Mitte der oberen Bedienleiste und betätigen anschließend die Arrangement-Aufnahme-Taste rechts daneben. Wenn Sie alle aufgezählten Punkte genau befolgt haben, zeichnet das Programm nun die Stimme auf. Eine Wellenformdarstellung des Gespielten erscheint bestätigend in der entsprechenden Spur.
Sollten Sie parallel zur Aufnahme des Schülers oder der Schülerin mithören wollen, benötigen Sie einen sogenannten Y-Adapter, um am Kopfhörerausgang zwei Kopfhörer anschließen zu können. Noch sinnvoller ist in diesem Fall die Anschaffung eines kleinen Kopfhörerverstärkers. Diese gibt es meistens mit vier Ausgängen. Das heißt Sie schließen den Kopfhörerausgang des Laptops am Kopfhörerverstärker an und können dann Ihre Kopfhörer dort anschließen und außerdem die gewünschte Lautstärke des Signals individuell einstellen. Der Anschaffungspreis eines solchen Geräts liegt unter 40 Euro. Bitte verwenden Sie zur Aufnahme immer Kopfhörer, um Rückkopplungen zu verhindern.

Weiterarbeit

Für die SchülerInnen stellt die Aufnahmeprozedur selbst bereits eine große Erfahrungsbereicherung dar: Zum ersten Mal das eigene Instrument oder die eigene Stimme über einen Kopfhörer zu hören; noch dazu eingebettet in ein selbst erstelltes Play-along. Doch ist die Aufnahme erst einmal im Kasten, beginnt die eigentlich spannendste Phase der Übung.
Es lassen sich nun gemeinsam eine ganze Reihe von Analyseaspekten bearbeiten bzw. auftretende Fragen beantworten, von denen hier drei genauer betrachtet werden sollen:
1. Reflexion des eigenen Spiels: „Inwiefern warst du mit der Aufnahme zufrieden?“, „Welche Probleme oder neuen Erfahrungen hast du kennengelernt?“, „Was lässt sich aus der Aufnahmesituation lernen, um es im zweiten Durchlauf besser zu machen?“
2. Einfache Klanganalyse: „Ist das eigene Instrument laut genug zum Aufnehmen oder muss es lauter eingestellt werden?“ „Bettet sich der Klang des eigenen Instruments gut in das Gesamtbild des Play-alongs ein oder ist es zu laut?“
Die beiden hier formulierten Fragen beschreiben bereits, dass es zum Aufnehmen sinnvoll ist, sich deutlich zu hören, während für einen ausgewogenen Klang das aufgenommene Instrument eher wieder leiser gestellt werden sollte.
3. Timing-Analyse: „An welchen Stellen bist du nicht so genau mit dem Play-along zusammen gewesen?“ Um diesen Sachverhalt genauer – im wahrsten Sinne des Wor­tes – unter die Lupe zu nehmen, können Sie nun in das Projekt hineinzoomen, sodass Sie innerhalb des Taktschemas genau überprüfen und sogar korrigieren können. Dazu gibt es bei Ableton Live die oben bereits erwähnten Warp-Marker.

Korrekturen mithilfe von Warp-Markern

Ableton Live erzeugt bei jeder Audio-Aufnahme sogenannte Pseudo-Warp-Marker: kleine senkrechte Linien oberhalb der Wel­lenform-Darstellung:

Das Programm erzeugt diese auf Grundlage des Einschwingvorgangs eines Tons. Das heißt, sobald ein Ton beginnt, wird ein solcher Marker gesetzt. Aus jedem Pseudo-Warp-Marker können Sie durch Doppelklicken einen richtigen Warp-Marker erstel­len, darge­stellt durch gelbe Pfeile. Durch Verschieben eines Warp-Markers verändern bzw. korrigieren Sie eingespielte Töne (siehe Abbildung). Sie können auf diese Weise gemeinsam mit den SchülerInnen den Rhythmus korrigieren.
Anschließend dient die gesäuberte Aufnahme als Muster und Übehilfe. Denn letztendlich soll es ja darum gehen, dass die eigene Aufnahme nach einiger Übung nicht mehr manipuliert werden muss. – Viel Spaß!