Frischenschlager, Michael

Klassische Violintechnik

Der sichere Weg zu technischer Perfektion

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Doblinger, Wien 2018
erschienen in: üben & musizieren 1/2019 , Seite 51

Wie erreicht man die technische Perfektion auf der Geige? Mit dieser Frage beschäftigten sich seit Leopold Mozarts Versuch einer gründlichen Violinschule aus dem Jahr 1756 unter anderem bekannte Namen wie Otakar Sevcík, Heinrich Schradieck, Carl Flesch oder Siegfried Eberhard. Seit Kurzem gehört nun auch Michael Frischenschlager mit seinem Band Klassische Violintechnik zu jenen Geigenpädagogen, die den LeserInnen einen „sicheren Weg zu technischer Perfek­tion“ versprechen.
In die vier aufeinander aufbauen­den Technik-Programme für die linke und rechte Hand fließt unverkennbar die über 40-jährige geigenpädagogische Erfahrung des emeritierten Professors für Violine und ehemaligen Rektors der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Zugleich macht er im Vorwort aber in wohltuend bescheidener Art deutlich, dass er das „Technik-Rad“ keineswegs neu erfinden will, sondern in seinem Band eine Zusammenstellung von „Wohlbekanntem“ zu finden sei. Neu aber ist in jedem Fall die umfassende Zusammenstellung der im Schwierigkeitsgrad progressiv fortschreitenden Übungen für die linke wie auch die rechte Hand. Damit unterscheidet sich Frischenschlagers Technik-Programm von den vielen anderen auf dem Markt angebotenen Heften, die sich meist entweder nur der Technik der Geigen- oder der Bogenhand widmen.
Frischenschlager stellt den Übun­gen sieben Empfehlungen für das Üben voran. So geht er von einem Übeminimum für eines der vier Programme von täglich 90 Minuten aus, das auf bis zu drei Stunden ausgedehnt werden darf, und empfiehlt, sich jedes der Programme zwei Monate lang vorzunehmen. Spätestens an dieser Stelle wird klar, dass Studierende richtet. Jedes Programm unterteilt sich weiter in fünf bis sechs Kapitel, die jeweils mit Aufgaben zur korrekten Geigen- und Bogenhaltung beginnen. Im Bereich der Bogentechnik thematisiert Frischenschlager alle Stricharten vom Détaché, Spiccato und Sautillé über Saitenwechselstriche bis hin zum virtuosen Ricochet.
Die Kapitel zur linken Hand befassen sich unter anderem mit Lagenwechsel, Doppelgriffen, Trillern, Tonleitern und Dreiklängen, Flageolette, Fingersatzoktaven und -dezimen sowie mit dem Pizzikato der rechten und der linken Hand. Zu den in deutsch und englisch gehaltenen Beschreibungen des jeweiligen Technikschwerpunkts sind kurze Notenbeispiele abgedruckt. Die an einigen Stellen eingefügten Tipps und Hinweise helfen zusätzlich, Fehler beim Ausführen der Übesequenzen zu vermeiden. Attraktiv machen den Band auch die vielen zusätzlichen Anregungen zum Duospiel.
Frischenschlagers Klassische Vio­lintechnik ist ein sehr empfehlenswertes Technikprogramm für Studierende. Die klare methodische Strukturierung, die thematische Reichhaltigkeit und die präzisen Formulierungen zeichnen dieses Heft besonders aus und machen es zu einer wertvollen Ergänzung des Geigenunterrichts auf hohem Niveau.
Gabriele Hirte