Steinmann, Brigitte

Rhythmik

Musik und Bewegung im Dialog. Versuch einer Klärung

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: zeitpunkt musik/Reichert, Wiesbaden 2018
erschienen in: üben & musizieren 3/2019 , Seite 50

Als ich 1978 mein Studium der „Elementaren Musik- und Bewegungserziehung“ am Orff-Institut in Salzburg abschloss und kurz darauf bereits mit der Ausbildung von Studierenden konfrontiert war, die Rhythmik studierten, sah ich mich nach aktueller Literatur um und stieß auf das 1979 veröffentlichte Büchlein Was ist Rhythmik? von Brigitte Vogel-Steinmann. Schnell war ich rundum gut informiert und orientiert und viele Jahre ­habe ich auf dieses kleine, aber feine Grundlagenwerk zurückgegriffen.
Nun – 40 Jahre später – legt Brigitte Steinmann einen neuen Versuch einer Klärung vor und geht der Frage nach, „warum das Fach Rhythmik offenbar vielen als schillernde und schwer einzuordnende Praxisdisziplin […] erscheint“.
Es ist ihr ein Herzensanliegen (das spürt man beim Lesen der Texte häufig), vor allem ihr Augenmerk auf das „Unverstandene und dessen Ursachen“ zu richten. Sie erarbeitet bewusst keine (zweidimensionalen) Kategorien, sondern benennt verschiedene (auch dreidimensionale) Dimensionen der Rhythmik, da ihr damit „die Durchdringung der vielen Aspekte der Rhythmik […] besser möglich scheint“.
Im Folgenden behandelt sie in insgesamt vier großen Abschnitten und einem Anhang zunächst die historische Dimension; dann die theoretische, die künstlerische und die methodisch-didaktische Dimension und versucht schließlich eine Einordnung, auch im Sinne der gesellschaftlich-sozialen Dimension, um der Eigenständigkeit der Rhythmik zu ihrem Recht zu verhelfen, „weit entfernt von mythischen und persönlichkeitsabhängigen Unterstellungen“.
Mit ihrem Versuch einer Klärung will Steinmann durch Betrachtung der Stellung der Rhythmik heute in Aus- und Weiterbildung sowie in der Praxis anhand der Analyse der aktuellen Literatur zum Fach und der Erläuterung der Studienlandschaft Fehldeutungen entgegenwirken und ihre These eines „Alleinstellungsmerkmal der Rhythmik“ bestätigen.
Steinmanns Studie gilt es in den breiter gewordenen Fachkreisen der „Elementaren Musikpädagogik“ sowie der „Elementaren Musik- und Bewegungs-/Tanzpädagogik (Orff-Schulwerk)“, denen allen der pädagogisch-künstlerische Dialog von Musik und Bewegung/Tanz ein ernsthaftes Anliegen ist, intensiv zu studieren und konstruktiv – mit dem Ziel einer sinnstiftenden Kommunikation und Zusammenarbeit – zu diskutieren.
Ich denke, die Zeiten sind vorbei, in denen man sich vor allem – gelegentlich schon etwas elitär – abgegrenzt hat; es geht für mich vielmehr darum, das Gemeinsame dieses Dialogs zwischen Musik und Bewegung zu betonen und die Varianten mit Toleranz zu betrachten und so auch Offenheit zu zeigen, um Interessierten eine individuelle Wahlmöglichkeit zu geben.
Manuela Widmer