Biegholdt, Georg (Hg.)

Aktives Musikhören

Praxisbuch zur Rezeptions­didaktik im Musikunterricht, mit Media App

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Helbling, Innsbruck 2019
erschienen in: üben & musizieren 3/2019 , Seite 51

Schulmusikstudierende und Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst werden explizit als Zielgruppe des Buchs genannt. Gerade Referendarinnen und Referendare werden ihren Handwerkskoffer methodischer Techniken mit diesem Sammelband erfolgreich befüllen. Das Buch, herausgegeben von Georg Biegholdt, der ein illustres Autorenteam um sich versammelt, bietet ein breit gefächertes methodisches Grundlagenwissen und vielfältige praktische Anregungen zum aktiven Musikhören für den Musikunterricht in der Grundschule und Sekundarstufe.
Da die in dem Buch vorgestellten Ideen nicht wirklich neu sind, werden erfahrene Kolleginnen und Kollegen innovative Überlegungen zur Unterrichtsgestaltung vermissen. Beiträge der Beteiligten wurden zudem schon in einschlägigen Fachzeitschriften publiziert. Von Interesse dürfte allerdings der konsequent vollzogene Ansatz aktiven Musikhörens sein. Im Mittelpunkt des Hörens steht nicht mehr die Musik, die es zu vermitteln gilt, sondern die Schülerinnen und Schüler, die sich mit Musik aktiv auseinandersetzen. Aus diesem Grund wird auf deren Kommunikation miteinander viel Wert gelegt. Methoden des „think-pair-share“, Paar- und Gruppenarbeit werden immer wieder angeregt. Die Lehrperson übernimmt dabei eher die Rolle als Initiator, Organisator und Förderer selbsttätiger Auseinandersetzung der Lernenden mit erklingender Musik. Die starke Betonung kooperativer Lernformen stößt in der unterrichtlichen Praxis gerade im Musikunterricht erfahrungsgemäß allerdings auch schnell an ihre Grenzen.
Beim aktiven Musikhören vollzieht sich die Musikrezeption unter Nutzung der übrigen ­Umgangsformen mit Musik in der Produktion, Reproduktion, Transposition / Transformation und Reflexion. Leider wird die Produktion in diesem Buch nur sehr stiefmütterlich behandelt. Ziele des aktiven Musikhörens sind die Erschließung konkreter Musikstücke in Bezug auf ihren emotionalen, programmatischen oder strukturellen Gehalt sowie der Aufbau eines Methodenrepertoires zum selbstständigen Erschließen von Musik. Zu mehr als 30 Methoden werden knappe, ca. dreiseitige Praxisbeispiele vorgestellt. Die z. T. fehlende Vertiefung und Konkretion gehört zum Konzept und ist auch der Zielgruppe geschuldet. Die Wahl der Beispiele aus den unterschiedlichsten Zeiten und Genres überzeugt und die Zugangsweisen können problemlos auf andere Musikstücke übertragen und variiert werden. Die Methoden des aktiven Musikhörens eröffnen Anschlussmöglichkeiten, indem die Lernenden fremder Musik mit ihnen bekannten Aktivitäten begegnen. Eine lohnenswerte Ergänzung zur Erweiterung der Methodenvielfalt!
(Begleitmaterial ist zum Down­load für 14,90 Euro erhältlich. Das Paket enthält Arbeitsblätter/Musiziersätze für die Hand der Lernenden sowie Info­texte/Tanzanleitungen für die Hand der Lehrperson.)
Karl-Friedrich Mielke