Bossen, Anja

Kulturland Brandenburg

Kommentar

Rubrik: musikschule )) DIREKT
erschienen in: üben & musizieren 4/2015 , musikschule )) DIREKT, Seite 01

In einer Großen Anfrage des Landesmusikrats Brandenburg an die Landesregierung zum Konzept „Kulturelle Bildung“ wurde unter anderem die Frage formuliert, wie die Landesregierung die prekäre Arbeitssituation im Kunst- und Kulturbereich bewerte und welche Folgen diese Situation für die Angebote kultureller Bildung und die Kultur hätte.

Die Antwort der Landesregierung dazu lautet: „[…] Eine nachhaltige Verbesserung der sozialen Situation in diesem Berufszweig ist in jedem Fall nur durch das Engagement von vielen Beteiligten auf allen Ebenen und in verschiedenen Sektoren zu erreichen. In diesem Sinne wird beispielsweise noch in diesem Jahr im Land Brandenburg eine zentrale Beratungsstelle für kultur- und kreativschaffende Akteure eingerichtet […] Die Einrichtung wird zeitgemäße, branchenspezifische Coaching-, Qualifizierungs- und Beratungsangebote anbieten, die vor allem auch dazu beitragen sollen, dass die in Kultur und Kunst Tätigen wirtschaftlich mehr aus ihrem Schaffen ziehen und angemessen Einnahmen erzielen können.“

Liebe Brandenburger Musikschullehrerinnen und -lehrer: In einem solchen Coaching lernt ihr, von eurem Musikschulleiter eine Honorarerhöhung so einzufordern, dass er eurer Bitte sofort nachkommt. Bestimmt wird er auch euer Stundendeputat erhöhen. Ihr lernt, wie ihr eurem Vermieter überzeugend erklärt, dass ihr leider kein Geld für die Mieterhöhung habt – und er verzichtet dann darauf. Ihr könnt euch auch moralisch durch das Anhören von Sonntagsreden über eure gesellschaftlich wichtige und unverzichtbare Arbeit stärken. Und für den akuten Notfall gibt es eine schöne Hochglanzbroschüre aus Drittmitteln mit Kochrezepten für unter einem Euro.

Beratung, ja vielleicht sogar Supervision durch gut dotierte Regierungscoaches als Antwort auf prekäre Arbeitsverhältnisse der an der Basis tätigen PädagogInnen ist eine landespolitisch geschickte Strategie, um den akuten Fachkräftemangel in der Kulturellen Bildung abzuwenden, ganz wie die Fachkräftestrategie des Landes „Fachkräfte bilden – halten – gewinnen“ es vorsieht. Ein wirklich nützlicher Beitrag zur preiswerten Fachkräfte-Haltung im Kulturland Brandenburg.