Schuhenn, Reiner

Chorleitung konkret

Tipps für die Praxis. Dirigieren – Probenmethodik – Stimmbildung

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Schott, Mainz 2019
erschienen in: üben & musizieren 3/2020 , Seite 60

Respekt! Auf 148 Seiten im DIN-A5-Format so zahlreiche, gut strukturierte und in die künstlerische Tiefe gehende Hilfen, Anregungen, Übevorschläge, Warnungen und vieles mehr zu bündeln, ist in der Tat beachtlich. Es ist daher auch mehr als nur eine Ansammlung von Tipps für die Praxis, was Reiner Schuhenn hier vorlegt, sondern durchaus ein Kompendium für die anspruchsvoll künstlerische und auch menschlich-kommunikative zeitgenössische Chorpraxis. Dem vorangestellten Motto von Martin Behrmann aus dessen zweibändigem Lehrwerk über Chorleitung: „Eine Chorprobe ist kein Trainingsvorgang, sondern ein Lernvorgang“ folgend, entwirft der Autor die zentralen Module der zu entwickelnden Fähigkeiten und Fertigkeiten, die ein erfolgreicher Chorleiter benötigt.
Diese Module lauten: „Vorbereitung“, „Dirigieren“, „Proben“, „Die Arbeit an und mit der Stimme“, „Über die Probe hinaus“. Dabei ist das Buch so angelegt, dass es nicht gefordert ist, sich von Anfang bis Ende systematisch voranzuarbeiten, sondern man hat durch das sehr detaillierte Inhaltsverzeichnis die Möglichkeit, gezielte Fragen und Probleme aufzugreifen und durch die anschaulichen Erläuterungen an ihrer Lösung zu arbeiten. Synoptische Zusammenfassungen, grafisch gut sichtbar abgesetzt, stehen am Schluss jedes Unterkapitels und bilden gut einzuprägende Handlungsanweisungen. Daher ist dieses Buch sowohl für das Anfangsstadium wie für bereits routiniertere ChorleiterInnen mit Gewinn zu nutzen.
Apropos „Routine“: Es lohnt sich, bei oder nach Lektüre des gesamten Buchs oder einzelner Kapitel seine eigene langjährige Praxis, seine eigenen Erfahrungen anhand der hier aufgearbeiteten Fragestellungen einmal zu überprüfen. Zum Beispiel die immer wieder gestellte Frage nach dem Einsatz des Klaviers bei der Chorprobe, das Nachdenken über andere Choraufstellungen beim Konzert, aber auch in den Proben, oder auch die Frage, ob es immer vierstimmige Literatur sein muss…
Offene Formen der Chorarbeit ge­hören selbstverständlich zu den Überlegungen einer zeitgemäßen Chorpraxis wie auch die Frage, in welcher Weise das Publikum nicht nur zu Hörern, sondern zu Mitdenkenden, Mitempfindenden gemacht werden kann. Ebenfalls behandelt werden gruppendynamische Fragen, der Umgang mit neuen Chormitgliedern und die immer stärker sich abzeichnende Anforderung, ältere Menschen trotz körperlicher Einschränkungen in eine befriedigende und musikalisch niveauvolle Chorarbeit zu integrieren.
Ein praktikables Sachverzeichnis erleichtert die Suche nach allen im Buch behandelten Fragestellungen und bibliografische Angaben im laufenden Text weisen auf wichtige Quellen bzw. erweiternde Literatur hin. Hier liegt in der Kürze eine ganz besondere Würze und das Buch ist in jedem Satz vom Praktiker für den Praktiker erdacht. Letzterer wird davon deutlich profitieren.
Thomas Holland-Moritz