Schäfer, Stefan

Open Doors

Leichte Duos für zwei Kontrabässe

Rubrik: Noten
Verlag/Label: bassist composer publications, Hamburg 2019
erschienen in: üben & musizieren 3/2020 , Seite 64

Egal, wie weit man es als Musikschüler auf seinem Instrument schon gebracht hat, das Spielen im Ensemble ist immer mit einer ganz besonderen Motivation verbunden. Man möchte zeigen, was man schon drauf hat auf seinem Instrument, man möchte wegkommen von mehr oder weniger langweiligen Etüden – und man möchte endlich richtig Musik machen. Das gilt für Blockflöten- oder GeigenschülerInnen ge­nauso wie für angehende Kont­rabassistInnen.
Allerdings haben es die „Kellerkinder“ immer ein bisschen schwerer, das geeignete Repertoire zu finden. Da muss auf einen noch begrenzten Stimmumfang Rücksicht genommen und der für gewöhnlich etwas reduzierten Beweglichkeit Rechnung getragen werden, und es muss sichergestellt sein, dass es im Bass-Duo genug Konturen gibt, um das Ganze nicht in einem breiigen Brummen versinken zu lassen.
Auf der anderen Seite kann man mit etwas Beweglichkeit auf dem Griffbrett und mit dem Bogen mit einem Kontrabass ganz schön Eindruck schinden. Und wie spektakulär mag sich erst das Zusammenspiel von zwei Jumbos machen! Stefan Schäfer, selbst Kontrabassist, liefert mit Open Doors – neun Stücken für Kontrabassduo – die entsprechenden Vorlagen in Dur und Moll. Stefan Schäfer, der unter anderem bei Klaus Stoll Kontrabass studierte und derzeit Solobassist des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg ist, komponiert im Zweitberuf nicht nur für Kontrabass, sondern auch für großes Orchester – und veröffentlicht viele seiner Werke im eigenen Verlag bassist composer publications.
Seine neun kurzen Duos für Kont­rabässe sind einfachen Kinderliedern und Volksweisen nachempfunden, stellen kleine, alltägliche Situationen dar oder sind musikalische Miniatur-Charakterstudien. Klar, dass Stefan Schäfer „seinen“ Kontrabass im allerbesten Licht zeigt: Da dürfen die beiden tiefen Streicher ihr klangvolles Pizzicato ausspielen, dürfen ordentlich mit Volumen auftrumpfen und haben zu zweit jede Menge Raum, sich Haupt- und Begleitstimme gegenseitig zuzuspielen.
Das stimmungsvolle Lonesome Valley, der locker beschwingte Captain’s Waltz oder die Water Mill im schön dahinfließenden Sechsachteltakt weisen wie die anderen sechs Stücke der Open Doors einen überschaubaren Schwierigkeitsgrad auf. KontrabassschülerInnen sollten nach einem Jahr Unterricht durchaus in der Lage sein, das eine oder andere der prägnanten Duos auf die Saiten zu bringen. Und zu zweit macht es auf jeden Fall noch deutlich mehr Spaß, sich an die Darstellung der kleinen musikalischen Bilder von Stefan Schäfer mit zwei Bögen und acht tiefen Saiten heranzuarbeiten.
Daniel Knödler