© Steffi Herrmann

Hotten, Vera

Musikpädagogischer Nachwuchs

Jugendliche aus Nordrhein-Westfalen werden zu zertifizierten MusikmentorInnen

Rubrik: Weiterbildung
erschienen in: üben & musizieren 2/2021 , Seite 36

25 Jugendliche aus Nordrhein-Westfalen nahmen von Januar bis Oktober 2020 in der Landesmusikakademie NRW an der ersten fünfphasigen Musikmento­rInnen-Schulung teil. Die Ziele: selbst vor Gruppen stehen, Ensembles anleiten, Songs schreiben oder digitale Musikprojekte produzieren.

Die Gruppe angehender MusikmentorInnen ist vielseitig: Manche spielen im Landesjugendorchester, andere sind engagierte ChorsängerInnen, wieder andere schreiben eigene Songs, haben aber von Musiktheorie noch nie etwas gehört. Die MusikmentorInnen-Schulung spricht SchülerInnen ab 15 Jahren an, die an ihren Schulen besonders musikalisch engagiert sind. Ziele der Schulung sind Aufbau und Erweiterung fachlicher und persönlicher Kompetenzen für die Anleitung musikalischer Gruppen. Musikpädagogische Neigungen der Jugendlichen sollen geweckt und entwickelt werden, um sie für weiteres musikpädagogisches Engagement zu motivieren oder auch zur Aufnahme eines musikpädagogischen Studiengangs zu ermutigen.

Kursaufbau

Die Schulung ist inhaltlich breit angelegt. Themen wie Dirigieren, Ensembleleitung, Musiktheorie und Gehörbildung stehen ebenso auf dem Plan wie Live-Arrangement, Audio- und Videoproduktion, Arrangieren mit Notationsprogrammen, digitale Beat-Produktion, Projektmanagement und Kommunikation. Dazu gibt es je nach Interesse Vertiefungskurse zu Themen wie „Musik mit Kindern“ oder „Partiturlesen“.
Die Schulung ist stärkenorientiert angelegt. Ein musiktheoretisches und -pädagogisches Basiswissen sollen am Ende alle besitzen, ebenso sollen alle das Selbstbewusstsein erlangen, in einer Leitungsfunktion vor einer Gruppe zu stehen. Ergänzend dazu können sie während der Schulung ihre eigenen Schwerpunkte entwickeln.
Die Kursformate variieren: Einige Einheiten finden im Plenum statt, andere im Wechsel mit der zweigeteilten Gruppe, wieder andere in rotierenden Kleingruppen. Die Kursinhalte greifen inhaltlich ineinander: So werden Kompetenzen aus dem Grundkurs Dirigieren auch in der Kurseinheit zu Digitaler Beat-Produktion angewendet. Durch diese enge Verzahnung bekommen die SchülerInnen immer wieder Gelegenheit, ihre neu gelernten Kompetenzen auszutesten.
Neben den Kursen gibt es an jedem Schulungswochenende eine Open-Stage. Diese bietet die Möglichkeit, neu erlernte Techniken vor Publikum zu präsentieren, und einen Rahmen, in dem die SchülerInnen erproben können, kleine Ensembles in einer Auftrittssituation anzuleiten.
Alle SchülerInnen entwickeln ein eigenes Praxis-Projekt unter Einbezug ihrer Schule, das sie am letzten Kurswochenende vorstellen. Die Durchführung und Vorstellung des Praxis-Projekts ist Voraussetzung für das Zertifikat, das am Ende erteilt wird, ebenso wie eine Anwesenheit von mindestens 80 Prozent, die Erledigung der Aufgaben zwischen den Phasen sowie das Erstellen eines Projektplans und eines abschließenden Projektberichts. Die Projektideen reichen vom Einüben und Aufführen eines Liedes mit Orchester oder Chor über ein musikalisches Pausen-Angebot für SechstklässlerInnen bis hin zur Komposition und Produktion eines eigenen Songs unter Einbindung anderer MitschülerInnen. Bei der Entwicklung des Projekts haben die SchülerInnen eine feste Ansprechperson aus dem Team der DozentInnen sowie eine unterstützende Lehrkraft an ihren Schulen.

Schwerpunkte

Die MusikpädagogInnen Vera Hotten und Maximilian Stössel verantworten die musikalische und musikpädagogische Ausbildung der Teilnehmenden. Sie unterrichten Basiskurse wie Musiktheorie, Gehörbildung, Dirigieren und Ensembleleitung sowie Probenmethodik, Stimmbildung, Live-Arrangement und musikpädagogische Vertiefungen. Den Bereich Digitale Musikproduktion leitet Markus Brachtendorf. Er schult die Gruppe in Audio- und Videoproduktion per App und Tablet, in der Erstellung von Tutorials sowie in Grundlagen der Mikrofonierung und in digitaler Komposition.
Professorin Ursula Schmidt-Laukamp ist für das Thema Kommunikation zuständig. Sie ermutigt die SchülerInnen, über auftretende Konflikte zu sprechen, die durch ihre neue Rolle entstehen. Die SchülerInnen lernen Grundlagen der Kommunikation, Techniken der kollegialen Beratung und das Geben und Nehmen von qualitativem Feedback. Dadurch werden Grundsteine für einen wertschätzenden Leitungsstil in musikpädagogischen Kontexten gelegt.

Lesen Sie weiter in Ausgabe 2/2021.