Mair, Angela

One by One

11 Pieces for solo guitar

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Bergmann Edition, Kalundborg 2020
erschienen in: üben & musizieren 2/2021 , Seite 61

Die in Österreich ausgebildete klassische Gitarristin Angela Mair hat schon einige Notenhefte mit Unterrichtsliteratur bei der Bergmann Edition veröffentlicht. One by One besteht aus elf Stücken mit jeweils genau einer Druckseite und wendet sich an GitarrenschülerInnen der Unterstufe.
Nun ist der Markt an Unterrichtsheften für die Unterstufe im Grunde gesättigt. Zahlreiche Hefte von Cees Hartog, Maria Linnemann, Klaus Schindler, Joep Wanders u. a. vermitteln klassische Spieltechniken durch Eigenkompositionen, die auch Elemente aus der Popmusik aufgreifen. Das hat sich im Unterricht bewährt und wird von den meisten GitarrenschülerInnen gerne aufgegriffen. Solche Hefte hat jede Gitarrenlehrkraft daher vielfach im Notenschrank.
Auch Angela Mair sucht hier ihre Käuferschicht. Ihre Stücke sind vor allem rhythmisch sehr reduziert und vermeiden Überraschungen von plötzlich auftretenden rhythmischen Varianten, die SchülerInnen in der Unterstufe oft überfordern.
Der Verzicht auf Sechzehntel, Triolen (abgesehen vom Stück No Worries!), Punktierungen in der Melodiestimme und Synkopen führt natürlich zu einer gewissen rhythmischen Gleichförmigkeit, die aber den musikalischen Fähigkeiten der angesprochenen Zielgruppe entgegenkommt.
Viele Stücke verlangen mehrere Spieltechniken: bei Cheerful Chirping Bindungen und Lagenspiel, bei Little Tulip’s Waltz Melodie mit begleiteten Bässen, Dreiklangsbrechungen und sogar große Barrées, bei Looking for a Way Dreiklangsbrechungen, Lagenwechsel und Bindungen. Mit vielen leeren Bässen eignen sich Cheerful Chirping und Off to Spain!, um die Töne auf der ersten Saite bis in die IX. Lage zu üben.
Die Kompositionen mit ihren sich ständig wiederholenden Melodie-, Harmonie- und Formmodellen geraten recht schematisch und wenig kreativ. In Mairs Welt fließt die Musik mit poetischen Titeln wie Dance of the Mango Ice-Cream, Tarantella Stracciatella oder Nine in the Evening gleichmäßig vor sich hin. Das Notenbild ist groß und übersichtlich, Fingersätze stehen an allen entscheidenden Stellen, lustige Zeichnungen fehlen leider. Über Mairs Homepage führt ein Link zu YouTube, wo die Stücke von ihr tonschön und in einem für SchülerInnen angemessenen Tempo eingespielt sind. Ein unter dem gleichen Titel One by One erschienener Folgeband mit ebenfalls elf Stücken verlangt technisch ein etwas höheres Niveau.
Jörg Jewanski