Verband deutscher ­Musikschulen (Hg.)

Spektrum Musiktherapie

Grundlagen und Arbeitshilfen

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: VdM Verlag, Bonn 2020
erschienen in: üben & musizieren 3/2021 , Seite 54

Mittlerweile hat sich Musiktherapie an vielen Musikschulen etabliert. Das 15-jährige Bestehen des Bundesarbeitskreises Musiktherapie an Musikschulen (BAMMS) war Anlass für die vorliegende Publikation. Die einleitenden Ausführungen geben einen Überblick über das breit gestreute Spektrum musiktherapeutischer Methoden und Inhalte in Musikschulen, gedacht als Orientierungshilfe für interessierte Kollegien, Schulleitungen und -träger, Eltern, Angehörige und die Öffentlichkeit.
Zu dem im ersten Kapitel dargestellten Kontext von Musiktherapie an Musikschulen gehört auch der Vorteil, als Musikschule ein niederschwelliges therapeutisches Angebot in einer meist positiv konnotierten Institution anbieten zu können. Beleuchtet werden neben Herausforderungen und Chancen der Musiktherapie als ergänzendes Angebot in pädagogischen Settings diverse Konzepte, Aufgabenfelder und Grundsatzfragen, die immer wieder Diskussionen zur Spezifik von Pädagogik und Therapie in Gang setzen.
Dass etwa mit zunehmendem Störungsgrad oder Förderbedarf (nicht Behinderungsart oder -grad!) Therapie bzw. Entwicklungsförderung infrage kommt, widerspricht keineswegs dem „Recht auf musikalische Bildung von Menschen mit Mehrfachbehinderung“, wie in diesem Zusammenhang fälschlich behauptet wird (Reiner-Wormit/Holzwarth). Therapie/Entwicklungsförderung und Pädagogik im Kontext einer primär musikpädagogisch konzipierten Musikschule sind ungeachtet gemeinsamer Schnittmengen hinsichtlich Indikation, Zielsetzung und Methodik auseinanderzuhalten. In etlichen Beiträgen wird auch darauf mit differenzierten Erläuterungen hingewiesen.
Dem Anspruch auf Psychotherapie kann die Musiktherapie, meist auf der Grundlage des Heilpraktikergesetzes, allerdings nur als Adjuvanz gerecht werden, da sie approbationsorientierte Kriterien nicht erfüllt. Dessen ungeachtet bleiben der Musiktherapie vielfältige Möglichkeiten entwicklungsfördernder Unterstützung.
Thema des zweiten Kapitels sind Grundlagen von Musiktherapie mit spezifischen Aufträgen und Zielgruppen. Beispielhaft genannt und näher erläutert werden psychosomatische Störungen im Kindes- und Jugendalter, Trennungskinder, Kinder- und Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Störungen, Sprachstörungen, Traumata, Mehrfachbehinderung und Alter.
Darauf aufbauend finden sich Fallskizzen und Kooperationen aus der Praxis im dritten Kapitel. Sie gewähren einen anschaulichen, ja eindrucksvollen Einblick in Arbeitsweisen und Vielfältigkeit musiktherapeutischer Behandlungen. Dies geschieht im Rahmen von sieben exemplarischen Fallvignetten sowie zehn Kooperationsbeispielen mit sozialen oder Bildungsinstitutionen. 30 AutorInnen mit ausgewiesener musiktherapeutischer Expertise sorgen dafür, dass diese empfehlenswerte Handreichung einen bunten Fundus voller Informationen und Impulse bietet.
Björn Tischler