Rüdiger, Wolfgang (Hg.)

Lust auf Neues?!

Wege der Vermittlung neuer Musik

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Wißner, Augsburg 2020
erschienen in: üben & musizieren 3/2021 , Seite 55

Bedenkt man, dass die Kompositionspädagogik im deutschsprachigen Raum erst im 21. Jahrhundert volle Fahrt aufgenommen hat, so belegt diese Veröffentlichung die große Vielfalt innovativer und vielversprechender Entwicklungen. Ein Meilenstein ist der vorliegende erste Band einer eigenen Schriftenreihe „Musik in Theorie & Praxis“ des DTKV Nordrhein-Westfalen. Herausgeberin Cornelia Sokoll (Vorsitzende des DTKV NRW) etabliert ein beispielgebendes Format auf höchstem Niveau.
Der DTKV NRW versteht sich als Forum für die Verknüpfung von Musiktheorie und Praxis. Die inhaltliche Gestaltung und Dokumentation der alle zwei Jahre stattfindenden Kongresse wird in Kooperation mit der Musik­(hoch)schule vor Ort und dem künstlerisch-wissenschaftlichen Leiter Wolfgang Rüdiger verantwortet (hier: 6. Oktober 2018, Kongress „Lust auf Neues?!“ an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf).
In übersichtlicher Form werden unterschiedlichste Ansätze der Vermittlung neuer Musik in Konzert und Unterricht vorgestellt. Dabei finden Themenfelder des Musikmachens, Musikhörens, Experimentierens und Komponierens für verschiedenste Altersgruppen Berücksichtigung. Herausgeber Wolfgang Rüdiger verweist in seinem einleitenden Artikel „Übergänge zwischen Kunst und Leben“ auf das zent­rale Anliegen der Neuveröffentlichung. Ständiges Einlassen auf Veränderungen, Offenheit und Neugierde auf Neues sind Voraussetzung für die Vermittlung neuer Musik. Er mahnt die Suche nach einem Lebensweltbezug an: Was bedeutet diese Musik hier und jetzt für mich?
In drei Konzertszenarien skizziert Wolfgang Rüdiger Möglichkeiten, die Hemmschwellen gegenüber neuer Musik abbauen zu helfen, fasst Merkmale und Methoden einer zeitgemäßen Musikvermittlung und die wichtigste Literatur auf diesem Gebiet zusammen. Karl-Heinz Za­rius gibt einen umfassenden Überblick der seit den 1960er Jahren engagierten Initiativen rezeptiver und praktischer Zugänge zur jeweils neuen Musik.
Susanne Ristow beleuchtet partizipative Vermittlungskonzepte an Beispielen der Fluxus-Bewegung, die eine Trennung von Kunst und Alltag in Frage stellt. Silke Egeler-Wittmann und Daniel Ott befassen sich mit experimenteller Musik und würdigen den 2018 verstorbenen Komponisten Dieter Schnebel. Das hohe Potenzial des Komponierens im Instrumentalunterricht im außerschulischen Bildungsbereich wird von Matthias Schlothfeldt betrachtet, während Wolfgang Lessing und Matthias Handschick für das schulische Komponieren einen Zwischenbericht zum Forschungsprojekt Campus Neue Musik geben.
Die Adressaten dieser kompakten, informativen und empfehlenswerten Neuerscheinung –KünstlerInnen, PädagogInnen an allgemeinbildenden Schulen und Musikschulen, Studierende und MusikvermittlerInnen – werden begeistert sein. Unbedingt lesenswert!
Ulrike Schwanse