© Marie Simons

Hrasky, Christiane

Schöner singen

Erfolgreiche Stimmbildungsarbeit für (ältere) Chorsängerinnen und Chorsänger – Teil 1: Körper und Atmung

Rubrik: Praxis
erschienen in: üben & musizieren 4/2021 , Seite 20

Dieser Beitrag fokussiert auf die Probleme älterer Stimmen mit einer Zusammenstellung sinnvoller Übungen – beruhend auf Erkennt­nissen aus Stimmbildung, Gesangs­unterricht, Stimmphysiologie und Chorleitung sowie auf jahrelanger Erfahrung, die bestätigt: Auch und gerade bei älteren ChorsängerInnen ist eine immense stimmliche Entwick­lung möglich. Und reife Stimmen können wunderbar klingen!

Singen macht Freude. Es ist herrlich, die belebende Kraft des Singens zu spüren – wenn die Stimme trägt. Doch als Teil des Körpers verändert sich die Stimme ständig. Manche SängerInnen erleben mit der Zeit, dass Singen nicht mehr so leicht funktioniert wie früher, dass sich die Stimme manchmal eng oder rau anfühlt und Höhe und Tiefe verloren gehen. Es ist bitter und oft unnötig, dass SängerInnen deswegen den Chor verlassen müssen. Gute und regelmäßige chorische Stimmbildung kann ChorsängerInnen die Chance eröffnen, ihre Stimmen weiterzuentwickeln.
Voraussetzung ist natürlich, dass die SängerInnen bereit sind, Stimmbildung anzunehmen. Dafür braucht es manchmal eine län­gere Überzeugungsarbeit – und die Konsequenz des Chorleiters oder der Chorleiterin, Stimmbildung in jeder Probe einzusetzen. Einzelne Stimmbildungsaktionen haben einen wunderbaren Aha-Effekt. Aber fundierte Stimmbildung benötigt einen langen und kontinuierlichen Aufbau. Ergebnisse zeigen sich oft erst nach Monaten oder gar Jahren – dann aber umso schöner und stabiler.

Der Körper – die Basis

Singen erfordert eine komplexe muskuläre Arbeit. Doch mit fortschreitendem Alter bildet sich die Muskulatur – auch die fürs Singen notwendige – zurück. Ein Fokus liegt daher auf einer gesunden und unterstützenden Körperhaltung.

Im Stehen
– Füße hüftbreit und parallel
– Knie mit freiem Spiel (durchgedrückte Knie verspannen den Beckenboden und blockieren die Atmung)
– Becken mittig und beweglich
– kein Hohlkreuz

Im Sitzen
– beide Füße fest im Boden verankert
– mittig auf den Sitzbeinhöckern sitzend
– aus dem Becken aufgerichteter Oberkörper
– entspannte Schultern

In beiden Haltungen
– aufgerichtetes Brustbein, Schultern locker
– Kinn zieht leicht zurück, langer Nacken, Kiefer und Zunge locker
– strahlende Augen, gelöste Stirn

ChorsängerInnen kommen oft abgeschlagen, müde und – mit zunehmendem Alter immer häufiger – mit gesundheitlichen Beschwerden in die Probe. Dies kann das Singen beeinträchtigen, denn mit Schmerzen oder Unwohlsein singt es sich nicht gut. Drei wichtige Körperregionen sollten ohne Einschränkungen gut funktionieren und deshalb in der Aufwärmphase beachtet werden:
– Zwischenrippenmuskulatur dehnen, um die freie Atmung zu erleichtern.
– Bauchmuskulatur aktivieren und lockern, um Tiefatmung, freie Artikulation und gleichmäßigen Atemfluss zu ermöglichen.
– Nacken dehnen, um Muskelverspannungen rund um den Kehlkopf zu verhindern.
Außerdem sollte ein Augenmerk auf den Füßen ruhen. Diese sind nicht nur für einen guten Stand wichtig, sondern auch für den Aufbau einer soliden Atemunterstützung, im Sitzen und im Stehen. Und ansonsten: strecken, beugen, ausschütteln, dehnen etc. Der allgemeinen Lockerung und Muskelstärkung sind keine Grenzen gesetzt – auch außerhalb der Probe.

Das Stimmbildungskonzept von Christiane Hrasky in voller Länge: www.christiane-hrasky.de

Lesen Sie weitere Beiträge in Ausgabe 4/2021.