Gembris, Heiner / Sebastian Herbst / Jonas Menze / Thomas Krettenauer (Hg.)

Lebenslanges Lernen in der Musikpädagogik

Theorie & Praxis

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Lit, Münster 2021
erschienen in: üben & musizieren 1/2022 , Seite 58

Mit 56 Jahren doch noch ein Inst­rument lernen, als Musikschullehrkraft an die allgemeinbildende Schule wechseln oder mit einem Seniorenchor arbeiten – all das kann lebenslanges Lernen bedeuten.
Der 18. Band der Schriften des Instituts für Begabungsforschung in der Musik – herausgegeben von Heiner Gembris, Sebastian Herbst, Jonas Menze und Thomas Krettenauer – dokumentiert die Fachtagung „Lebenslanges Lernen in der Musikpädagogik“, die im November 2019 an der Universität Paderborn stattfand. Das Ziel der Tagung bestand darin, die vielen verschiedenen Facetten des lebenslangen Lernens in Bezug auf Musik zu beleuchten und daraus weiterführende Impulse für Forschung, Lehre und Praxis aufzuzeigen. Dieser interdisziplinäre Ansatz, changierend zwischen Wissenschaft und Praxis verschiedener Disziplinen, bietet einen fundierten Einstieg für die weitere Auseinandersetzung mit dem Thema.
Der Band gliedert sich in zwei Teile: Der erste, etwas umfangreichere Teil umfasst zwölf wissenschaftlich-pädagogische Beiträge, die einen ersten theoretischen Überblick zum lebens­langen (musikalischen) Lernen schaffen. Darüber hinaus geben die Beiträge Einblicke, Erfahrungen und Ergebnisse aus Projekten und Studien wieder. Dabei liegt ein Schwerpunkt auf der Aus- und Weiterbildung von (Musik-)PädagogInnen und beinhaltet gleichsam einen Aufruf an Lehrende: Musikstudierende müssen neben der künstlerischen Praxis individuelle, weitreichende Lernerfahrungen sammeln und die Freiheit haben, sich in und an unterschiedlichen Musikberufen ausprobieren zu können, damit ein erfolgreicher Start ins Berufsleben gelingt. Die Aktivitäten an den Hochschulen in Paderborn und Detmold erweisen sich in diesem Punkt als Leuchtturmprojekte, wie beispielsweise das im Mai 2019 gegründete Zentrum L3 Musik und das Projekt „Gemeinsam musizieren!“ unter der Leitung von Reinhild Spiekermann.
Der zweite Teil präsentiert drei der sechs Workshops, die im Rahmen der Tagung durchgeführt wurden. Sie zeigen einen Querschnitt durch die Praxis: Der Workshop von Bianca Düsterhaus und Thomas Krettenauer vermittelt auf moderne Art konkrete Inhalte zu einem Komponisten oder einem Werk, wohingegen die Workshops von Michael Mienert oder Johannes Voit abstrakte, unbekannte Klangwelten erforschen. Allen Workshop-Beiträgen ist gemeinsam, dass sie ihr Vorhaben in Hinblick auf Organisation und Durchführung kritisch erläutern.
Abseits der inhaltlichen Beiträge fällt leider die mangelhafte Qualität der Buchbindung ins Auge und nach wenigen Minuten der Lektüre lösen sich erste Buchseiten aus dem Einband. Allerdings stört dies den Gesamteindruck ebenso wenig wie einzelne kleinere redaktionelle Ungenauigkeiten, überzeugt doch der Inhalt in seiner gesamten Bandbreite.
Alina Seibel