Mollenhauer GmbH (Hg.)

200 Jahre Mollenhauer Holzblasinstrumentenbau

Zwischen Fußdrehbank und 3D-Drucker

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Mollenhauer GmbH, Fulda 2021
erschienen in: üben & musizieren 5/2022 , Seite 60

Als der junge Instrumentenbauer Johann Andreas Mollenhauer im Herbst 1822 in Fulda seine erste eigene Werkstatt eröffnete, dürfte er kaum geahnt haben, dass sein Name zwei Jahrhunderte später nicht nur nicht vergessen sein, sondern gar international quasi synonym mit hochwertigen Blockflöten verschiedenster Art stehen würde.
5559 Holzblasinstrumente haben seine Werkstatt im Lauf seines Lebens insgesamt verlassen, so lesen wir in dem Band, den die Mollenhauer GmbH, wie die Firma inzwischen heißt, zu ihrem 200. Wiegenfest herausgegeben hat und in dem sechs Generationen Mollenhauer’sche Expertise näher beleuchtet werden. Dabei handelt es sich um den – von der Familie erstellten – Begleitband zur Ausstellung „200 Jahre Mollenhauer-Holzblasinstrumentenbau“, die von April bis Juni 2022 in Fulda zu besichtigen war.
Doch das 120 Seiten starke Buch ist durchaus auch unabhängig davon von Interesse. Nach diversen Grußworten bekannter HolzbläserInnen unserer Zeit ist der Band nach Generationen strukturiert, wobei neben dem jeweiligen Betreiber der Hauptniederlassung auch die diversen Nebengründungen jüngerer Kinder Berücksichtigung finden.
Zu jedem Familienmitglied findet sich ein biografischer Abriss, festgemacht an der beruflichen Entwicklung. Dazu geht der Band vor allem auf die besonderen Spezialisierungen und/oder Entwicklungen jedes dieser Mollenhauer ein. So lernt man etwa, dass Johann Thomas Mollenhauer verantwortlich dafür war, das Böhm’sche Klappensystem auf die Piccoloflöte übertragen zu haben; dass Josef Nikolaus selbst als guter Klarinettist galt und sich auf den Klarinetten- und Trompetenbau verlegte, während sein Bruder Conrad Böhmflöten und Piccolos bevorzugte.
All diese Geschichte(n) sind jedoch nicht nur trocken im Text dargestellt, sondern reich bebildert und mit Informationen ergänzt, die das Verständnis der Mollenhauer-Geschichte erleichtern; sei es der Anschluss Fuldas an das Eisenbahnnetz oder ein Überblick über die Stimmtöne, wie sie in verschiedenen Epochen in verschiedenen Ländern üblich waren und den Instrumentenbau maßgeblich beeinflussten.
Erst in der fünften Generation übrigens fokussierte Mollenhauer sich schließlich auf die Herstellung von Blockflöten, für die man die Firma heute vor allem kennt. „Zum Ausklang“ ist denn auch das letzte Kapitel überschrieben, in dem die vielen Blockflötenmodelle, die bei Mollenhauer heute gebaut werden, in Wort und Bild beschrieben werden; eine Darstellung der höchst komplexen Genealogie der Instrumentenbauerfamilie mit all ihren Ausgründungen beschließt den Band.
Im Grunde handelt es sich hier um eine erweiterte Werbebroschüre der Firma Mollenhauer. Aber wer sich für Instrumentenbau im Allgemeinen und den von Blockflöten im Besonderen interessiert, wird an dieser Schrift zweifelsohne Freude haben.
Andrea Braun