Spanswick, Melanie (Hg.)

Women Composers

A graded anthology for piano, Book 1-3

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2022
erschienen in: üben & musizieren 5/2022 , Seite 62

In der dreibändigen Sammlung Women Composers präsentiert die britische Pianistin, Komponistin und Klavierpädagogin Melanie Spanswick 52 Klavierstücke von 51 Komponistinnen aus allen Epochen von der Barockzeit bis zur Gegenwart. Darin verbindet sie in exemplarischer Weise ihr Anliegen, die reichen und vielfältigen Beiträge von Frauen zur Klavierliteratur zu dokumentieren und dabei auf manche zu Unrecht vergessene Komponistin aufmerksam zu machen, mit einem durchdachten und überzeugenden pädagogischen Konzept.
Die Hefte sind progressiv nach Schwierigkeit geordnet und umfassen insgesamt acht Levels, die näherungsweise mit den Grades der englischen Prüfungssysteme – z. B. ABRSM – korrespondieren. Für jedes Level wurden sechs bis sieben Stücke ausgewählt und chronologisch nach den Geburtsjahren der Komponistinnen geordnet. Die Bände 1 und 2 umfassen jeweils drei Levels, der dritte Band die restlichen zwei.
Allein schon die große Zahl der Komponistinnen bürgt für eine außergewöhnlich farbige und stilistisch vielseitige Auswahl, die Freude macht und darüber hinaus eine Vielzahl von Lerngelegenheiten bietet. Der zeitliche Rahmen erstreckt sich von der 1665 geborenen Französin Élisabeth Jacquet de La Guerre bis zur Britin Jenni Pinnock und der Malaysierin Jessica Cho (beide 1987 geboren). Einige Stücke wurden speziell für diese Sammlung komponiert.
Dank dieser Vielseitigkeit begegnen die Lernenden bereits auf Level 1 des ersten Bandes einem klassischen Menuett in F-Dur von Elisabetta de Gambarini, dem gesanglichen, an spanische Volksmusik erinnernden L’Ocell (Der Vogel) von Narcisa Freixas und dem entspannten Soggy Shoes Blues von Rachael Forsyth. Von den vielen attraktiven Stücken des zweiten Bandes scheinen mir ein Song without Words in E-Dur von Mon Schjelderup, eine Sarabande in gis-Moll von Helen Hopekirk und das freitonale Capricious von Jessica Cho besonders lohnend. Im dritten Band finden sich neben bekannten Namen wie Lili Boulanger, Fanny Hensel und Clara Schumann unter anderem das klangschöne Sous les étoiles von Amy Beach und das ausdrucksstarke, stilistisch eigenständige Charakterstück April der jung verstorbenen tschechischen Komponistin Vite˘zslava Kaprálová (1915-1940).
Die besondere pädagogische Qualität der Sammlung zeigt sich in den ganzseitigen (englischen) Texten zu jedem Stück. Sie bringen in ihrem ersten Teil kurze Biografien der Komponistinnen und wenden sich dann unter der Überschrift „Performance Notes“ den Fragen der technischen und interpretatorischen Erarbeitung zu. Die dort zusammengestellten Tipps lassen die reiche und genau reflektierte pädagogische Erfahrung der Autorin erkennen. Eine rundum gelungene Ausgabe und eine große Bereicherung der Unterrichtsliteratur!
Sigrid Naumann