Pleyel, Ignaz

6 Duos „Opus 23“

für zwei Violinen, Urtext, hg. von Norbert Gertsch

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Henle, München 2021
erschienen in: üben & musizieren 5/2022 , Seite 64

Der Name des bei Wien geborenen Komponisten Ignaz Pleyel (1757-1831) ist uns heute fast nur noch als Autor zahlreicher Kompositionen für Violine in Form einer unübersichtlichen Anzahl von Duos geläufig. Diese werden zum Teil eher im Bereich der ­pädagogischen Musik jener Zeit eingeordnet. Generationen von SchülerInnen hatten diese Stücke alternativ zu Kompositionen von Dancla, Spohr und Mazas im Studienrepertoire.
Damit tut man jedoch diesem seinerzeit sehr renommierten Musiker unrecht. Der Haydn-Schüler Pleyel galt als überaus erfolgreicher und vielseitiger Komponist, dessen Werke in Europa und Nordamerika – also in den damaligen kulturellen Metropolen – nachgefragt, kopiert und plagiiert wurden. Er hat zahlreiche Werke für kleine kammermusikalische Besetzungen sowie 40 Sinfonien und ca. 80 Streichquartette komponiert. Nebenbei betätigte er sich in seiner Pariser Zeit, in welcher er den Zenit seines damaligen Ruhms genoss, auch als erfolgreicher Musikalienhändler und Verleger und gründete eine renommierte Klavierbaufirma, die noch heute besteht.
Die vorliegenden Werke tragen den Untertitel „Sechs konzertante Duos“ und sind 1789 erschienen. Die Neuausgabe der bekannten und hübsch anzuhörenden Stücke zeichnet sich durch ein klares und übersichtliches Druckbild aus. Hinzugefügte bzw. analog ergänzte Spielanweisungen und Artikulationen sind als solche kenntlich gemacht. Im Gegensatz zu den alten Peters- und Litolff-Ausgaben sind in der neuen Henle-Ausgabe beide Violinstimmen zusammen abgebildet. Durch Freilassen von Druckseiten oder Anhängen von ausfaltbaren Folgeseiten wird für die Ausführenden das Blättern erleichtert, wenn auch manchmal die Pausen an den Wendestellen nur knapp ausreichen. Alternativ stehen auch durch Evelyne Grüb-Trauer bezeichnete Einzelstimmen in der Ausgabe zur Verfügung, auch hier mit ausfaltbaren Seiten, sodass sich das Blättern im Satz erübrigt.
Die Stücke selbst strahlen Spielfreude aus und reizen zum „Prima-Vista“-Training oder auch zum Ausarbeiten, zumal das Literaturangebot für dieses Genre auch stilistisch vielfältig genug für einen Konzertabend mit zwei Violinen solo ist.
Uwe Gäb