Stöß, Thomas

Klanggewordenes Echo der Farbenpracht des Lichts

Das Klavierstück „Prisma“ von Thomas Stöß

Rubrik: Bericht
erschienen in: üben & musizieren 3/2023 , Seite 42

Lichtbrechungen gehören zu den faszinierenden Entdeckungen meiner Kindheit. Noch immer empfinde ich kindliches Staunen über die innewohnende Farbenpracht des Lichts – und so ist mein kleines Klavierstück Prisma ein Klang gewordenes Echo dieser geheimnisvollen Erfahrung aus Kindertagen.
Eröffnet wird das Stück mit Clustern mittlerer und hoher Lage in strahlendem Forte, gespeist durch Töne einer Ganztonleiter über dem Ton h’. Rechte und linke Hand wechseln sich ab, wobei die drei Töne der rechten Hand zwischen zwei Oktavbereichen des Diskants hin und her pendeln. Der oktavierte Grundton h” ergänzt die sechstönige Skala und deutet in gewisser Weise die siebte Farbe des Lichts an. Sogleich können hier herrliche Armschwünge mit den Kindern ausprobiert und verschwimmende Farben durch anhaltend gedrücktes Pedal hörbar gemacht werden.
Diesem schillernden Clusterspiel wird eine piano zu spielende, aufsteigende gebrochene Folge von Ganztonschritten, beginnend mit a, gegenübergestellt, ehe die Töne dis und cis sich in hoher Lage herauslösen und mit dem Intervall der kleinen Septime den Klangraum subtil weiten. Durch den hier erfolgten ersten Pedalwechsel erscheint diese Klanggirlande wahrhaft in neuem Licht. Ein Taktwechsel gibt zudem zeitlich Raum zum Nachhören. Die Takte 5 und 6 bringen erneut die hell im Forte strahlenden Cluster des Anfangs zum Erklingen, wiederum gefolgt von piano zu spielenden Ganztongirlanden, diesmal jedoch aus lichter Höhe sanft hinabsteigend.

Lesen Sie weiter in Ausgabe 3/2023.