© Helena Jensch

Schiefel, Michael

Klangwelten entdecken

Tipps zum Üben und Musizieren mit Loop-Apps

Rubrik: Praxis
erschienen in: üben & musizieren 5/2023 , Seite 30

Obwohl sich das Musizieren mit Loops in der Musikwelt in den vergangenen Jahren sehr verbreitet hat, werden Loops als Unterrichtstool noch immer (zu) selten genutzt. Dieser Beitrag möchte dazu anregen, Loops im Einzel- und Gruppenunterricht aus­zuprobieren. Besonders die Unmittel­barkeit, das spielerische Element und die „geduldige Neutralität“, die Loops mit in den Unterricht bringen, sind nicht zu unterschätzende Qualitäten.

Seit ich in den frühen 1990er Jahren zum ersten Mal auf die Loop-Technologie gestoßen bin, hat sie mich nicht mehr losgelassen. Ich war fasziniert davon, wie schnell und unmittelbar man mit Loops verschiedene Stimmen eines Musikstücks einsingen und quasi mühelos und alleine ein mehrstimmiges Chorstück kreieren kann. Seither habe ich viele Loop-Konzerte gespielt, Workshops gegeben und Loops im Unterricht mit meinen StudentInnen genutzt. Die Geräte haben sich im Lauf der Jahre enorm weiterentwickelt. In den vergangenen Jahren habe ich zunehmend selbst an der Entwicklung von Loop-Apps mitgewirkt, insbesondere an der App MikeLoop. Loop-Geräte sind sehr gut dazu geeignet, allein zu musizieren, sie bieten aber auch eine hervorragende Hilfestellung beim Üben. Mit Loops kann man jedoch ebenso in der Gruppe musizieren, sowohl in freier Improvisation als auch, um z. B. ein Chorarrangement hörbar und erfahrbar zu machen.
Mit einem Loop-Gerät kann man ein Musikstück aufnehmen und unmittelbar nach der Aufnahme wieder abspielen. Spielt man nun eine neue Stimme dazu, entsteht nach und nach ein Musikstück. Wenn man mit kurzen Loops beginnt, entsteht ein sehr repetitives, oft maschinell klingendes Stück. Bei längeren Loops wird die Musik lebendiger und bei langen Tönen eher meditativ. Wenn man sich länger mit Loops beschäftigt, entdeckt man eine Vielzahl von möglichen Klangwelten, die man mit Loops erschaffen kann.

Hardware und Software im Vergleich

Loop-Maschinen gibt es sowohl als Hardware, also als reales Effektgerät mit Reglern und Knöpfen, als auch als Software für Computer oder Tablet. Ich habe im Laufe der Jahre alle drei Varianten – Hardware, PC-Software, App fürs Tablet – ausprobiert.

Hardware
Bei Hardware verwendet man haptisch ansprechende Regler, was auf der Bühne ein Vorteil sein kann, weil man sie „blind“ bedienen kann. Dafür sind sie vergleichsweise unflexibel, denn Anzahl und Position der Regler sind nicht veränderbar. Ein anderer Vorteil von Hardware-Loopern ist, dass man ein Mik­rofon direkt einstöpseln kann. Es gibt zwar auch digitale Mikrofone für die Verbindung mit Computer oder Tablet, aber die meisten MusikerInnen haben so etwas nicht zur Hand und müssen es extra anschaffen. Es empfiehlt sich, ein Audio Interface an den Computer oder das Tablet anzuschließen, damit man dort alle nötigen Anschlüsse hat.
Hardware-Looper sind oft klobig und nicht so leicht zu transportieren wie Laptop oder Tablet. Sehr kleine Hardware-Looper haben hingegen nur wenige Funktionen und man stößt schnell an die Grenzen des Geräts.1

Computer
Computer eignen sich besonders gut für komplexe Loop-Anwendungen. Eine Software wie z. B. Ableton Live lässt keine Wünsche offen. Allerdings muss man sich sehr intensiv damit befassen und sehr technikfreudig sein, um zu verstehen, wie sie funktioniert. Computer lenken den Fokus schnell auf funktionale Abläufe, man verliert sich in den unendlichen Möglichkeiten der Software. Ich finde es schwer, mich davon mental zu lösen und mich auf die Musik zu konzentrieren, deshalb halte ich Computer im Studio für besser geeignet als auf der Bühne oder im Unterricht. Mit dem Computer hat man auch keine auf die Software zugeschnittene Bedienoberfläche. Man muss also entweder mit der Tastatur loopen oder einen Controller anschließen, der dann wie eine Fernbedienung funktioniert.
Letztlich haben Computer den Vorteil, dass fast jeder einen besitzt. Man muss also, abgesehen von einem bezahlbaren Audio Interface und dem Mikrofon, keine weitere Hardware anschaffen.

Tablets
Tablets sind in vielerlei Hinsicht flexibel. Man kann die Bedienoberfläche gut gestalten und an die Bedürfnisse und den Schwierigkeitsgrad unterschiedlicher BenutzerInnen anpassen, zumindest wenn die Loop-App das erlaubt. Tablets sind klein, leicht zu transportieren und lenken nicht so stark von der Musik ab wie ein Computer. Die meisten Loop-Apps für Tablets sind komplexer als ein Hardware-Looper, aber nicht so ausufernd wie eine professionelle Computer-Software. In vielen Schulen sind außerdem Tablets vorhanden, die für die Arbeit mit Loop-Apps genutzt werden können. Seit das iPad weit genug entwickelt ist, um Loop-Apps zu unterstützen, bin ich dabei geblieben.
Ein großer Vorteil von Software gegenüber Hardware ist auch, dass man Loop-Apps in größerer Stückzahl vielen SchülerInnen zur Verfügung stellen kann. Wenn Computer oder Tablets vorhanden sind, kann jeder und jede zu Hause auf eigene Faust weiter ausprobieren, was er oder sie im Unterricht gelernt hat.

Üben mit Loops

Wenn man eine Melodie oder einen Rhythmus aufnimmt und später anhört, fallen einem oft Dinge auf, die man während des Musizierens gar nicht bemerkt hatte. Die Außenperspektive ermöglicht eine objektivere Beurteilung der Musik. Beim Musizieren mit Loops wird dieser Effekt noch verstärkt.

1 Die Firma BOSS bietet z. B. Loop-Geräte in allen Größen an.

Lesen Sie weiter in Ausgabe 5/2023.