Schaumberger, Helmut / Jutta Toelle

Music@AlpeAdria

Gustav Mahler Privatuniversität für Musik in Klagenfurt: Österreichs jüngste Musikuniversität als Vernetzerin im Alpen-Adria-Raum

Rubrik: Bericht
erschienen in: üben & musizieren 6/2023 , Online-Beitrag 10

An der Gustav Mahler Privatuniversität für Musik in Klagenfurt, einer 2019 akkreditierten Musikuniversität, die aus dem Kärntner Landeskonservatorium hervorgegangen ist, existiert seit 2021 die Initiative Music@AlpeAdria. Die jüngste Privatuniversität für Musik[1] in Österreich liegt im Süden des Landes und hat schon immer Studierende aus dem transnationalen Alpen-Adria-Raum angezogen. Auch Kooperationen mit KollegInnen in den südlichen Nachbarländern hat es schon immer gegeben.[2]

Obwohl bis heute diskutiert wird, welche Länder und Regionen tatsächlich zum Alpen-Adria-Raum zu zählen sind, bezeichnet dieser im weitesten Sinne jene Region, wo die Alpen auf die Adria treffen, also Südösterreich, Slowenien, Kroatien, Norditalien. Verbreitet sind aber auch weiter gefasste Zugänge, etwa jene, dass hier Zentral-, Mittel- und Südosteuropa oder die drei großen europäischen Sprachfamilien zusammentreffen. Jutta Toelle (Musikwissenschaft) und Helmut Schaumberger (Musikpädagogik), die InitiatorInnen der transnationalen Initiative, orientieren sich an dieser breiten Definition und begeben sich so in die Nachfolge vergleichbarer Initiativen wie der 1982 gegründeten Internationalen Arbeitsgemeinschaft Musikpädagogik für die südlichen Länder Europas. In dieser haben sich MusikpädagogInnen aus Österreich, der Schweiz, Süddeutschland und Südtirol über mehr als zwei Jahrzehnte vernetzt und in ihren Jahrestreffen und Publikationen länderübergreifende Fragestellungen in der Musikpädagogik behandelt.[3]
Anders als in der Arbeitsgemeinschaft Süd ist Music@AlpeAdria eine disziplinenübergreifende Plattform. Hier wurde eine vielsprachige und so weit wie möglich hierarchiefreie transdisziplinäre Initiative geschaffen, in der sich Forschende, Lehrende und Studierende vernetzen und neue Projekte entwickeln. Inhaltlich beruft sich die Initiative auf das Manifest/o Alpe-Adria,[4] Titel einer Veranstaltung in Klagenfurt im Jahr 2018, die die Hundertjahrfeier des Endes des Ersten Weltkriegs zum Anlass nahm, dieses „Europa im Kleinenzu thematisieren: „Wir können alles tun, um in unserer eigenen Region – der mehrsprachigen, gemischt besiedelten, sich nach wie vor ständig verändernden Alpen-Adria-Region, einer Europäischen Union im Kleinen – an den Grundlagen eines nachhaltigen und friedlichen Lebens zu arbeiten. […] Alpen-Adria bezeichnet mehr als eine (touristische) Großregion, es ist vielmehr die Verkörperung einer politischen Idee.“[5] Der Triestiner Autor Claudio Magris bezeichnet die Region als ein „Laboratorium, in dem das Wesen Europas ausgearbeitet wird“[6] – und all das ist nach Überzeugung der InitiatorInnen auch eine Musikuniversität: Hier wird europäische Integration tagtäglich gelebt. In Klagenfurt stammt ein großer Prozentsatz der Studierenden aus dem Alpen-Adria-Raum, sodass das Feeling eines transkulturellen, internationalen, mehrsprachigen Laboratoriums vorhanden ist.
Inhaltlich arbeitet die Initiative Music@AlpeAdria in einer guten Balance aus größtmöglicher Freiheit aller Beitragenden, Offenheit und Fokussierung auf transnationale Themen. Am Anfang stand ein virtuelles Treffen, dem eine Ringvorlesung mit 13 Forschenden von insgesamt neun Musikuniversitäten bzw. -hochschulen[7] folgte. Das erste Jahr der Initiative wurde durch ein zweitägiges Netzwerktreffen abgerundet, das im Juni 2022 an der Gustav Mahler Privatuniversität für Musik stattfand. Es folgten eine Reihe von Erasmus-Lehrendenaufenthalten in diversen Partnerhochschulen, Vernetzungstreffen bei Konferenzen sowie im virtuellen Raum. Derzeit sind neben bilateralen Praxis- und Forschungsprojekten die Idee eines Alpen-Adria Songbooks sowie einer vielsprachigen Publikation zu Music@AlpeAdria in Planung. Für eine junge Musikuniversität wie die Gustav Mahler Privatuniversität für Musik, für die neben einem hervorragenden Lehrangebot auch das nachhaltige Wachsen der musikbezogenen Disziplinen zentrale Bedeutung hat, bietet Music@AlpeAdria zahlreiche Möglichkeiten, um diese Ziele zu erreichen. Begeisterte Rückmeldungen von KollegInnen bei den bisherigen Treffen haben deutlich gezeigt, dass die Initiative zur rechten Zeit gestartet wurde und „offene Türen einrennt“.

Weiterführende Literatur:
Platzer, Wolfgang/Wieser, Lojze: Europa Erlesen. Alpen Adria, Klagenfurt 2008.

[1] siehe www.gmpu.ac.at (Stand: 6.6.2023).
[2] vgl. hierzu auch das Trittico-Projekt, https://www.gmpu.ac.at/forschung/projektfelder/projekte/38 und https://www.gmpu.ac.at/forschung/projektfelder/projekte/86 (Stand: 06.06.2023).
[3] vgl. dazu Sulz, Josef (Hg.): Musikpädagogik nachgefragt: Ideologie und Identität in Europa. Festschrift anlässlich der 25. Tagung der internationalen Arbeitsgemeinschaft Musikpädagogik in den südlichen Ländern Europas („ArGe Süd“) in Bozen/Südtirol vom 28. bis 31. August 2003, Anif / Salzburg 2005.
[4] vgl. dazu Wintersteiner, Werner/Beretta, Cristina/Miladinović Zalaznik, Mira (Hg.): Manifesto Alpe-Adria. Stimmen für eine Europa-Region des Friedens und Wohlstands, Wien 2020.
[5] Wintersteiner et al., S. 34/35.
[6] zit. nach https://www.ktn.gv.at/Service/News?nid=23526 (Stand: 06.06.2023).
[7] vgl. dazu https://www.gmpu.ac.at/files/Music-AlpeAdria-Ringvorlesung.pdf (Stand: 06.06.2023).