Reitinger, Renate

Tschüss Fachkräftemangel …

Hochschule für Musik Nürnberg: Begeisterung wecken für Musikberufe aller Art beim künstlerisch-pädagogischen Nachwuchs

Rubrik: Bericht
erschienen in: üben & musizieren 6/2023 , Online-Beitrag 14

Wie können potenziell interessierte junge Menschen frühzeitig die ganze Bandbreite und Vielfalt des musikspezifischen Berufsfeldes kennenlernen? Wo können sie Kontakte zu Gleichgesinnten knüpfen und Informationen über Studienmöglichkeiten erhalten? Diese und ähnliche Fragen bildeten den Ausgangspunkt für die Erprobung neuer Veranstaltungs- und Kooperationsformate an der Hochschule für Musik Nürnberg.

Im Mittelpunkt stehen dabei die Anreicherung der vorhochschulischen Förderung durch musizierpraktische und musikvermittelnde Inhalte, die enge Kooperation mit den Institutionen der schulischen und außerschulischen Musikpädagogik vor Ort sowie genderspezifische Angebote.

Campus-Tag der Jungstudierenden
Die Idee eines monatlich stattfindenden gemeinsamen Campus-Tages der Jungstudierenden aller Fächer wird nach pandemiebedingtem Aufschub endlich umgesetzt. Einmal im Monat gibt es an einem Samstag verschiedene Workshops und ein Konzert für und mit den jungen MusikerInnen. Neben dem gegenseitigen Austausch mit Gleichgesinnten und verschiedenen Lehrenden der Hochschule profitieren die Jugendlichen von gemeinsamen musizierpraktischen Erfahrungen und beschäftigen sich mit Themen aus Musiktheorie, Musikwissenschaft, Chor- und Ensembleleitung, Musikvermittlung und (Elementarer) Musikpädagogik. In entspannter Atmosphäre bringen sie ihr Instrument und ihre Stimme auch improvisatorisch ein. Den Abschluss des Tages bildet in der Regel ein gemeinsamer Auftritt vor Publikum.

Workshop „Filmmusik live!“: Jugendliche erproben unter Leitung von Rainer Kotzian verschiedene Filmmusik-Techniken und produzieren ein Video – Foto: Maren Wilhelm

Kooperative Konzertprojekte mit den Musikschulen und musischen Gymnasien
Im Rahmen der Musikschulpraktika sind nun auch gemeinsame Auftritte der MusikschülerInnen mit den PraktikantInnen und Lehrenden beider Institutionen vorgesehen. Die ersten gemeinsamen Konzerte haben im Wintersemester 2022/23 stattgefunden und weitere werden folgen. So können alle voneinander und miteinander lernen und die bestehenden Kontakte intensivieren.
Jedes Jahr präsentiert zudem der Abschlussjahrgang der Studiengänge Elementare Musikpädagogik eine multimediale Performance mit Musik, Sprache und Bewegung/Tanz als öffentliche Prüfung vor Publikum. Warum nicht auch die Schülerinnen und Schüler des städtischen Labenwolf-Gymnasiums teilhaben lassen, um ihnen so ein Studienfach vorzustellen, das vielen kaum bekannt sein dürfte? Zumal gerade im Bereich der Elementaren Musikpädagogik ein stetig wachsender Bedarf an Lehrkräften an den Musikschulen prognostiziert ist, den die derzeitige Bewerbungslage für die Studiengänge gar nicht decken kann. Und so fand erstmals im Mai 2023 am Tag nach der Prüfung eine zweite Vorstellung für Schulklassen des musischen Gymnasiums statt. Die SchülerInnen waren von den künstlerischen Ideen der Studierenden fasziniert, baten um Autogramme und kamen mit den AbsolventInnen in der anschließenden Fragerunde direkt ins Gespräch. Nach dem erfolgreichen Auftakt wird die Schulvorstellung künftig fest eingeplant.

Im diesjährigen Prüfungsstück mit dem Titel „dooremi“ ging es um Türen, die sich auf dem Lebensweg öffnen und schließen können – Foto: Sören Balendat

Nach der Vorstellung: Frage- und Diskussionsrunde mit den SchülerInnen – Foto: André Herteux

Girls’ und Boys’ Day
Die Hochschule beteiligt sich jedes Jahr auch am bundesweiten Girls’ und Boys’ Day zur Berufsorientierung von SchülerInnen ab der 5. Jahrgangsstufe. Dieses Jahr stand etwa der Girls’ Day unter dem Motto „Frauen ans Pult!“. Nach einigen praktischen Übungen und einer Einführung in die Schlagtechnik besuchte die Gruppe aus 12- bis 16-Jährigen eine Probe im Fach Percussion, um einen Einblick in die Anforderungen der Ensembleleitung zu bekommen. Das Feedback am Ende dieses Vormittags fiel durchweg positiv aus: „Ich war angenehm überrascht, dass wir so viel praktisch gearbeitet haben“, so eine Schülerin.

Erste Dirigierübungen beim Girls‘ Day 2023 – Foto: Sabrina Förner

Die Hochschule für Musik Nürnberg versteht sich gleichermaßen als Institution der Spitzenförderung wie der Breitenbildung. Sie öffnet sich daher gerne für Formate des Austauschs untereinander und mit der Stadtgesellschaft und ihren (Bildungs-)Institutionen, um gemeinsam für eine starke Zukunft der musikalischen Bildung einzustehen.