Dartsch, Michael

„Sahnehäubchen“ der Hochschule

Hochschule für Musik Saar: Master Advanced Education in Music Pedagogy

Rubrik: Bericht
erschienen in: üben & musizieren 6/2023 , Online-Beitrag 16

An der Hochschule für Musik Saar wurde im Oktober 2021 der musikpädagogische Master-Studiengang reformiert. Er weist einige Besonderheiten auf, die hier vorgestellt werden.

Eine Grundidee, die dem Studiengang zugrunde liegt, besteht darin, dass die Studierenden die Gelegenheit dazu erhalten sollen, ein eigenes Profil auszubilden. Auch wer Fortbildungen anbietet, wird sich dabei thematisch spezialisieren; dies soll schon im Studium angeregt werden. Dabei werden keine Wahlalternativen vorgegeben, sondern die Profilbildung kann offen erfolgen. Mehrere Modulnamen sind gewissermaßen wie Hülsen, die mit eigenen Vorhaben gefüllt werden können. Es handelt sich also um inhaltlich variable Teilmodule:
– An erster Stelle sei die Supervisierte Praxis genannt. Mit diesem Teilmodul wird sichergestellt, dass die Studierenden in irgendeiner Form bereits studienbegleitend unterrichten. Diese eigene Unterrichtspraxis wird von der Hochschule aus supervisiert.
– Weiter ist ein Didaktisches Tutoriat vorgesehen. Hier werden die Studierenden je nach Schwerpunkt und Neigung im Zusammenhang mit Lehrveranstaltungen als Tutorin oder Tutor eingesetzt und reflektieren ihre Erfahrungen.
– Wissenschaftliche und didaktisch ausgerichtete Lehrveranstaltungen sind frei wählbar. Neben der Pflicht, musikpädagogische Veranstaltungen zu besuchen, werden auch musikwissenschaftliche Seminare ermöglicht, die je nach Thema ja ebenfalls zu bestimmten Schwerpunkten passen können.
– Während im Studienverlauf kein obligatorischer Hauptfachunterricht mehr vorgesehen ist, muss gleichwohl ein künstlerisches Fach gewählt werden, in dem über drei Semester hinweg Unterrichtsanspruch besteht. Dies kann das Hauptfach eines früheren Studiums sein, es kann aber auch das Nebenfach, Unterrichtspraktisches Klavierspiel, ein für den angestrebten Schwerpunkt relevantes Wahlinstrument, Gesang, Komposition, Künstlerischer Tonsatz, Chorleitung, Ensembleleitung, Arrangieren, Elementare Musikpraxis oder Tanz sein. Das Fach wird in Absprache mit der für den Studiengang verantwortlichen Lehrperson gewählt. Grundlage für den Bewertungsmaßstab der Modulprüfung ist der Status des gewählten Fachs als Hauptinstrument, Nebeninstrument oder Pflichtfach in vorangegangenen Studien oder als neu gewähltes Fach.
– Des Weiteren kann auch das Projektpraktikum im Sinne einer Profilbildung genutzt werden. Dasselbe gilt schließlich für die Masterarbeit.
In der Vergangenheit wurden unter anderem Profile mit den Schwerpunkten Klassenunterricht, Improvisation, Neue Musik im Unterricht und Elementare Musikpädagogik gewählt.
Ungewöhnlich ist auch die Regelstudienzeit von drei Semestern. Dementsprechend umfasst das Studium 180 Creditpoints. Für die entsprechende Entscheidung war unter anderem die Absicht leitend, ein berufsbegleitendes Studium zu ermöglichen. Denn das Studium kann über die Regelstudienzeit hinaus um bis zu drei Semester verlängert werden, sodass sich die wöchentliche Belastung in gewissen Grenzen individuell regulieren lässt.
Das Studium beinhaltet ähnlich wie musikpädagogische Bachelorstudiengänge die Bereiche des Künstlerischen, des Pädagogisch-Didaktischen und des Wissenschaftlichen. Dabei steht die rein künstlerische Weiterentwicklung nicht mehr im Zentrum. Stattdessen liegt der Akzent auf der pädagogisch-didaktischen Vertiefung in Praxis und Reflexion sowie auf der wissenschaftlichen Arbeit. Im Fokus steht dabei besonders auch das Thema der Erwachsenenbildung. Nicht zuletzt sollte nach Absolvierung dieses Masters auch die Aufnahme eines Promotionsstudiums möglich sein.
Der Rektor der Hochschule, Jörg Nonnweiler, hat die Studierenden des Masters of Advanced Education in Music Pedagogy einmal als „Sahnehäubchen“ der Hochschule bezeichnet und brachte damit zum Ausdruck, dass deren Initiativen und Ideen die Hochschule als Ganzes bereichern. Zu denken ist dabei an Projekte wie ein Improvisationsorchester, ein Coaching für Erzieherinnen, ein weltweites Webinar zur Verbindung von Musik und Visuellen Künsten in der Elementaren Musikpraxis, einen Kurs zur Relativen Solmisation für Studierende, einen Workshop zur Kultur und Musik Brasiliens oder ein deutsch-französisches Musik-Wochenende für Familien. Die Hoffnung der Hochschule ist es, dass die hier freigesetzte Kreativität auch das Berufsleben der Absolvierenden nachhaltig prägen kann.