Hackl, Stefan / Robert Morandell

Guitar Highlights

100 Meisterwerke für Gitarre, Band 1, easy/medium

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Helbling, Esslingen 2022
erschienen in: üben & musizieren 2/2024 , Seite 64

Das Schöne an den Guitar Highlights ist schon der Spaß des ersten Kennenlernens, weil man nicht dauernd auf bekannte Nummern stößt, die jede Gitarrenlehrkraft mehrfach in ihrer Sammlung hat. Die meisten Stücke – besonders aus den Kapiteln „Gitarrenmusik aus aller Welt“ sowie „Die Gitarre in der Popmusik“ – sind eher unbekannten Ausgaben entnommen, neu arrangiert oder extra für die vorliegende Ausgabe komponiert.
Neben südamerikanischer Musik von Héctor Ayala oder Jorge Cardoso findet sich auch ein Werk traditioneller japanischer Musik und eines aus Mali. Pink Floyds Is There Anybody Out There? steht neben Mamma Mia und der Moritat von Mackie Messer.
Im Kapitel „Traditionell bis experimentell“ spielt man sich neben einigen bekannten Brouwer-Etüden auch durch die Simple Serial Melody (nach Anton Webern) und die Atonal Melody (nach Arnold Schönberg) aus Reginald Smith Brindles Guitarcosmos I, kann dann aber auch im vollen Klang der Gitarre schwelgen bei Werken von Carlo Domeniconi und Roland Dyens. Ein eigens komponiertes experimentelles Werk von Gunter Schneider mit Zirpen im Wirbelkasten und Schlägen auf den Saitenhalter, gar nicht so schwer zu spielen, steht für die stilistische Vielfalt dieser Notenausgabe.
In den Kapiteln „Aus der Blütezeit der klassischen Gitarre“ sowie „Aus dem Repertoire der Lauteninstrumente“ stößt man auf alte Bekannte, aber auch hier haben die Herausgeber immer wieder nette Preziosen wie ein irisches Volkslied in der Bearbeitung von Sidney Pratten oder ein Ricercar von Francesco da Milano eingestreut. Um Überschneidungen mit den sehr ähnlich konzipierten Bänden von Michael Langer und Otto Humbach im Dux-Verlag zu vermeiden, wurde generell auf einige der dortigen Gitarren-Highlights verzichtet.
Jedem der 100 Meisterwerke ist ein Schwierigkeitslevel zwischen 1 und 3 zugeordnet, wobei Level 1 der bekannte Walzer von Bartolomé Calatayud, Level 2,5 ein E-Dur-Präludium von Francisco Tárrega und Level 3 die bekannte Bourrée aus Bachs e-Moll-Suite ist. Die Spreizung des Schwierigkeitsbereichs ist sehr groß, die Levelzuordnung in den verschiedenen Kapitel nicht immer einheitlich. Fingersätze erscheinen nur da, wo sie benötigt werden, zu jedem Komponisten erhält man ein Foto und ein paar informative Zeilen zu Biografie und Werk.
Die fünf Kapitel in der hier beschriebenen Abfolge, also in der Gegenwart beginnend und in der Renaissance endend, starten jeweils mit Level 1 und erhöhen nach und nach den Schwierigkeitsgrad. Ein Register von ABBA bis Giovanni Zamboni rundet diese vorbildlich edierte Ausgabe ab. Die Möglichkeit, alle Stücke erst dann zu hören, wenn man die Verlags-App mit Namen und Mailadresse heruntergeladen hat, wird von anderen Verlagen unkomplizierter und benutzerfreundlicher geregelt. Zwei weitere Hefte sind in Planung.
Jörg Jewanski