Telemann, Georg Philipp

12 Fantasien

für Altblockflöte solo, bearb. nach den Fantasien für Viola da Gamba solo von Monika Mandelartz

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Girolamo, Celle 2017
erschienen in: üben & musizieren 5/2017 , Seite 58

Im Jahr 1735 brachte Georg Philipp Telemann in seinem eigenen Verlag 12 Fantaisies pour la Basse de Viole heraus – ein seinerzeit höchst ungewöhnliches Unterfangen, denn Musik für ein solistisches Melodieinstrument ohne begleitenden Bass galt im Selbstverständnis des Barock als große Ausnahme. Möglicherweise trug auch dieser Umstand dazu bei, dass die 12 Fantasien für Gambe im Laufe der Zeit in Vergessenheit gerieten und im 20. Jahrhundert eigentlich als verschollen galten – bis 2015, als ein vollständiger Druck in einem privaten Archiv wiederentdeckt und der Öffentlichkeit zugänglich wurde. Und so kennen wir heute neben Telemanns Solo-Fantasien für Traverso und für Violine auch noch diese zwölf jeweils dreisätzigen Stücke für die Gambe.
Die Blockflötistin, Cembalistin und Harfenistin Monika Mande­lartz studierte diese Gamben­fantasien – und brauchte nach eigener Aussage eine Weile, bis sie mit ihnen warm wurde. Doch nach dieser Anwärmzeit war die Begeisterung für die ungewöhnlichen und raffinierten Stücke mit ihren unerwarteten Tonarten­wechseln und überraschenden harmonischen Wendungen so groß, dass sie diese für Altblockflöte transkribierte.
Sicher, eine Eins-zu-eins-Übertragung der Stücke verbot sich schon wegen des unterschied­lichen Ambitus von Gambe und Altblockflöte, aber auch wegen der Möglichkeiten der Gambe zu mehrstimmigem Spiel und zu speziellen Artikulationsarten. So musste Mandelartz in der Blockflötenausgabe naturgemäß Töne ändern, mehrstimmige (fugierte) Passagen in sinnvolle einstimmige auflösen oder auch oktavieren. Und natürlich mussten die Tonarten verändert werden, um die Musik überhaupt auf der Blockflöte spielbar zu machen. Das ist ihr hervorragend gelungen, macht diese durchaus komplexen Fantasien allerdings auch nicht einfacher.
So nutzen die Fantasien den Ambitus der Altblockflöte recht erschöpfend aus (f’ bis as”’), wobei aufgrund der verwendeten Tonarten auch in der dritten Oktave viel Chromatik auf dem Papier steht, die erst einmal nebengeräuschfrei realisiert werden möchte. Daneben verlangen die Stücke ein solides Wissen über Stilistik und Verzierungsweisen des Barock, denn Mandelartz hat dankenswerterweise ausschließlich die sparsamen Artikulations- und sonstigen Anweisungen des Originals wiedergegeben.
Die Ausgabe ist gut lesbar, perfekt zu blättern und gut gebunden. Kurz: Ein geübter Blockflötist wird mit diesen Fantasien viel Freude haben. Und ein weniger geübter kann ausgesprochen viel an ihnen lernen.
Andrea Braun