Voll, Norbert

12 Kanon-Warm-Ups für Bläserklassen

Mit Tipps für die Stimmbildung und Ideen für die Aufführung, Lehrerheft mit B-Stimme, Kom­mentare und CD/Schüler­hefte in B, in F, in Es, in C hoch, in C (Bassschlüssel), in C tief (Tuba)

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Druck und Verlag Obermayer, Buchloe 2008
erschienen in: üben & musizieren 3/2009 , Seite 59

In der gängigen Unterrichtsliteratur für Bläserklassen werden Aufwärm- und Einspielübungen nur stiefmütterlich behandelt. Die meisten mit „Warm-Up“ überschriebenen Übungen sind im Grunde für eine Einstiegsphase beim Klassenmusizieren denkbar ungeeignet. Wer erwartet, mit den 12 Kanon-Warm-Ups von Norbert Voll diese Lücke jetzt schließen zu können, wird zunächst enttäuscht sein. Die Kanons sind aus bläserischem Blickwinkel betrachtet nicht nur ergänzendes Übungsmaterial zum Einspielen.
Methodisch vergleicht der Autor den Einstieg ins Klassenmusizieren mit dem Einsingen der Sänger zu Beginn einer Chorprobe, die ja im Idealfall auch mit Übungen zur Körperwahrnehmung beginnen sollte. „Kanons sind in ihrer Struktur überschaubar und dennoch musikalisch gehaltvoll“, so begründet der Autor seine Entscheidung für diese Gattung. Sowohl die polyfone Komplexität wie auch das Klangerlebnis beim Kanonspiel wird auch von SchülerInnen geschätzt. Insofern gehen diese Kanons weit über das eigentliche Warm-Up hinaus und sind eher Material zur Klangbildung.
Jedem Kanon sind auf der linken Seite Übetipps vorangestellt, die jeweils in die drei Bereiche Musizieren, Sprechen/Singen und Bewegen gegliedert sind. Auf der rechten Seite befinden sich die Noten, zum Teil mit Angabe der dazugehörigen Tonleiter sowie des Liedtextes. Zu jedem Kanon liefert Voll auch einen oder mehrere Vorschläge für eine Aufführung.
Das Lehrerheft enthält keine Partitur, sondern die B-Stimme, einen zusätzlichen Lehrerkommentar und eine CD, inhaltlich ist es aber mit dem Schülerheft identisch. Auf der CD sind die Kanons und alle erwähnten Übe- und Aufführungsmöglichkeiten in 91 Tracks von einem Schülerensemble eingespielt (und -gesungen!), was dem Unterrichtswerk Praxisnähe verleiht.
Die drei- bis fünfstimmigen Kanons sind stilistisch vielfältig ausgewählt, sie müssen nicht in der vorgegebenen Reihenfolge erarbeitet werden. Neben traditionellen Titeln wie Alles schweiget und Shalom chaverim stehen das barocke Come follow me oder Der Hahn ist tot. Das afrikanische Banuwa und Swing! bieten in rhythmischer Hinsicht eine willkommene Abwechslung.
In der Bläserklassenarbeit sind die Kanons nach etwa einem halben bis dreiviertel Jahr einsetzbar, die Beherrschung des Tonraums einer Oktave ist Voraussetzung. Schade eigentlich, denn mit zwei Stücken im Fünftonraum bzw. erweiterten Fünftonraum könnten Musiklehrer das Werk schon in der Anfangsphase der Bläserklassenarbeit verwenden.
Fazit: nicht nur Aufwärmübungen, sondern ein ganzheitlicher Ansatz für den Einstieg in die Klangbildung in der Bläserklasse. Als ergänzendes Material empfehlenswert.
Lutz Göhmann