Schwarz, Axel
12 Songs Without Words
Spiele zwölf Stücke für Piano, verstehe, warum sie so klingen, komponiere dann selbst, mit Playbacks online als Download oder Stream
Diese 80-seitige Edition des Bosworth-Verlags vermittelt einen originellen Zugang zum Popmusikspiel auf dem Klavier bzw. Keyboard, weil über Erarbeitungstipps und harmonische Analyse der Stücke hinaus die Schülerinnen und Schüler konkret zum eigenschöpferischen Weiterkomponieren und -improvisieren angeleitet werden. Der Komponist und Pädagoge Axel Schwarz, in den 1980er Jahren an der Frankfurter Musikhochschule „klassisch“ ausgebildet, lehrt seit 2015 als Professor an der Popakademie Baden-Württemberg in Mannheim unter anderem in den Bereichen Keyboard, Bandcoaching und Pädagogik. Er schöpft mit diesen auf der unteren Mittelstufe ansetzenden Klavierstücken aus seiner langjährigen und vielseitigen Erfahrung.
Die zwölf atmosphärisch einnehmenden Stücke, die man stilistisch irgendwo zwischen „Neoklassik“ und Filmmusik verorten mag, fokussieren modellhaft poptypische Spiel- und Kompositionstechniken wie Patterns, Pendelfiguren, alternative Begleitformeln, „Slash Chords“, gebrochene Akkorde, Orgelpunkte, Ostinati, Oktavierungen etc. Das zu erarbeitende Klangergebnis lässt sich mithilfe von Aufnahmen („Playbacks“) überprüfen, die man über einen Code leicht im Internet streamen oder kompakt (mit knapp 140 MB) herunterladen kann.
Jedem Stück lässt Schwarz unter der Überschrift „Schon entdeckt?“ eine Art Analyse der harmonischen und satztechnischen Vorgänge folgen (die jazz- bzw. poptypische Akkordschrift läuft ohnehin ausnahmslos in jedem Takt jedes Stücks mit), um dann zu der Aufforderung „Probiere etwas Eigenes“ zu kommen, zum Beispiel (nach dem Stück More and more): „Verwende die oben beschriebenen Techniken der linken und rechten Hand, um ein pianistisch dichtes und anspruchsvolleres Stück zu schreiben“; oder (nach Floating): „Experimentiere mit terzlosen Klängen, leeren Quinten, sus2-Akkorden“; oder schlicht (nach Walk of Consolation): „Simuliere ein Echo“.
Die Tonalitäten bleiben im Bereich weniger Vorzeichen und beschränken sich auf C-Dur, a-Moll, G-Dur, g-Moll, D-Dur und, am häufigsten, e-Moll. In dieser Einschränkung wie auch in einer metrisch-rhythmischen Einförmigkeit (nur 4/4- und gelegentlich 3/4-Takte, kaum Synkopen) fühlt sich der in Frage kommende Interessentenkreis, zu dem durchaus auch autodidaktisch lernende Erwachsene zählen könnten, vielleicht etwas unterfordert und verlangt gewissermaßen nach einem zweiten Band, in dem nicht zuletzt Transpositionen, Synkopenmodelle und pianistische Koloristiken aller Art angesprochen werden müssten.
Sehr wertvoll ist die Tabelle der wichtigsten Akkorde vom Dur-Dreiklang bis zum „Dur-Sept-Akkord mit kleiner None und kleiner Sexte“ (Tredezimenakkord) am Ende dieser anregenden und praxisnahen Edition.
Rainer Klaas