Mozart, Wolfgang Amadeus

15 bekannte Originalstücke

Von leicht bis mittelschwer, Urtext, mit praktischen Erläuterungen, hg. von Sylvia Hewig-Tröscher

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Henle, München 2014
erschienen in: üben & musizieren 4/2015 , Seite 54

Die vorliegende Ausgabe lässt beim ersten Überfliegen des Inhalts sofort die Frage aufkommen nach der Notwendigkeit einer weiteren Drucklegung bekannter leichter bis mittelschwerer Klavierstücke wie Menuette, Sonatensätze, der Variationen über „Ah, vous dirai-je, Maman“ oder der Fantasie d-Moll. Und auch die Ankündigung, dass die neue Reihe – insgesamt zwölf Bände zu je einem Komponisten von Bach, Beethoven, Brahms über Schumann, Liszt bis hin zu Debussy – besonders für erwachsene Wiedereinsteiger geeignet sei, scheint den ersten Gedanken nicht zu entkräften.
Dies ändert sich jedoch, sobald man die einführenden Worte und später die einweisenden Informationen, die jedem Stück vorausgehen, gelesen hat. Hier wird schnell deutlich, dass zur Zielgruppe neben Schülern und Wiedereinsteigern durchaus auch Lehrende gehören, denn die Erklärungen und Hinweise sind immer wieder so differenziert und detailliert und dabei vor allem im Hinblick auf die künstlerische Gestaltung stets hilfreich, sodass jeder Unterricht davon profitieren dürfte.
Sie beziehen sich selbstverständlich immer auf den Urtext, beispielsweise mit Hinweisen zu originalen Fingersätzen wie bei der Etüde KV 626b/48 oder auch anderen notwendigen Ergänzungen. Hieraus wird dann auch der Hinweis abgeleitet, die sich ergebenden Gestaltungsfreiheiten zu nutzen, selbstverständlich un­ter der Voraussetzung, sich das nötige musikhistorische Grundwissen angeeignet zu haben.
Erste Anleitungen finden sich bei jedem Stück in ausgewogener Form hinsichtlich präziser Informationen zur Entstehungszeit und zur Einordnung in das Klavierwerk Mozarts. Hinweise zur Ausführung finden sich jeweils im Anschluss daran. In Bezug auf die Anwendung und Entwicklung bestimmter Kompositionstechniken (Albertibässe, Halbton­wendungen, Terzenfolgen, Doppelgriffe…) sind besonders die Querverweise zu anderen Werken sehr informativ und anregend. Vor allem hierdurch gewinnt diese Ausgabe ihre Einzigartigkeit und klavierpädagogisch-musikhistorische Bedeutung. Immer wieder werden Verbindungen zu anderen Stücken Mozarts und deren chronologischer Einordnung hinsichtlich neuer Spiel- und Ausdruckstechniken hergestellt.
Die Herausgeberin zeigt hier ein außerordentlich profundes Detailwissen, das sie mit ebenso großer Übersicht in einen Gesamtzusammenhang einzuordnen weiß.
Die nach aufsteigendem Schwierigkeitsgrad sowie methodisch-didaktischen Gesichtspunkten klug ausgewählten Stücke orientieren sich zusätzlich an unterschiedlichen pianistisch-technischen Anforderungen wie beispielsweise Akkordbrechungen, Triller, akkordisches und polyfones Spiel, Läufe etc. Dazu bietet die Ausgabe stets günstige Stellen für das Umblättern. Man darf gespannt sein auf die weiteren noch erscheinenden Ausgaben dieser Reihe.
Romald Fischer