Arens, Barbara
21 Amazingly Easy Pieces
für Klavier
Was bietet man AnfängerInnen, wenn man leichte Spielbarkeit, Kunstanspruch und möglichst auch einen gewissen zeitgemäß-populären Tonfall wünscht? Barbara Arens fasst das unter dem etwas schwammigen Begriff „ausdrucksvolle Musik“ zusammen und hat mit ihren „21 überraschend leichten Stücken“ das geschaffen, was unseren oben genannten Wünschen entgegenkommt.
Ihre im Vorwort formulierte Maxime: „Es sollte alles getan werden, um dem Anfänger den Einstieg ins Klavierspiel zu erleichtern“, zeigt sich in der Praxis dieses Bandes darin, dass die SchülerInnen ungeniert nach Zahlen spielen dürfen. Wer kennt nicht die heute verbreitete „Notenleseschwäche“ und seine eigenen Skrupel, freigiebig mit Fingersätzen zu sein. Diesbezügliche Großzügigkeit – für jede einzelne Note wird hier der „richtige“ Finger genannt – schaffe jedoch, so Arens, die Möglichkeit, sich auf die Musik zu konzentrieren, schaffe Erfolgserlebnisse, die zum Weitermachen motivieren, und so beste Voraussetzungen, um schrittweise vom Ziffern- aufs Notenlesen überzugehen.
Die 21 Miniaturen, die die Länge von einer Seite selten überschreiten, bewegen sich in einem modifizierten Fünftonraum, der durch Lagenwechsel ohne Daumenuntersatz erweitert ist. Hat also der Daumen seinen richtigen Ton nach dem Lagenwechsel gefunden, helfen die Ziffern weiter. Trotz dieser scheinbaren Simplizität überzeugen die Stücke, die stilistisch einfallsreich etwa zwischen Bach und Kabalewski angesiedelt sind, durch ihren melodischen Reichtum. Der Blick auf die Ziffern reicht allerdings bei den wenigsten Stücken aus. Barbara Arens’ „Easy Pieces“ verlangen nämlich beträchtliche rhythmische Fähigkeiten, die Noten müssen also als Rhythmusbild gelesen werden können. Zählen wäre angesagt. Oder der Lehrer hilft mit Vorspielen der synkopischen Rhythmen, der polymetrischen Partien, der Akzentverschiebungen. Zum hörenden Lernen gibt der Verlag auch die Möglichkeit des kostenlosen Downloads der Stücke.
Vierzehn Stücke sind mit „Prelude“ überschrieben, besitzen den Ton improvisierenden Präludierens. Dazwischen gibt es schön charakterisierte Tanzsätze zwischen Blues und Sarabande. Insgesamt sind die Stücke von einem Ton, der das vertritt, was in England „light music“ meint: lichte Musik, unbeschwerte Musik, geistreich, spielerisch. Pedalgebrauch für „ausdrucksvolles“ Spiel wird gefordert, es gibt dezidierte Pedalangaben oder das freiere „con ped.“
Ob alle jungen oder erwachsenen AnfängerInnen die Stücke dieser Sammlung schon nach einem Jahr spielen können, wie die Autorin es von ihren Schülern berichtet, wird jede Lehrkraft, die diesen lohnenden Band anschaffen lässt, selbst in Erfahrung bringen.
Günter Matysiak