24 Wettbewerbsstücke

Der österreichische Gitarrist und Komponist Siegfried Steinkogler (1968) möchte erklärterweise den Fundus an leichten Spielstücken in „Tonsprache unserer Zeit“ erweitern. Um es gleich vorwegzunehmen: Es gelingt ihm auf überzeugende Weise. Als technische Voraussetzungen werden anfänglich nur die Beherrschung der C-Dur-Tonleiter und des nicht angelegten Anschlags erwartet. Ist dies gegeben, so kann man bereits frühzeitig, „schon ab dem ersten Lehrjahr“ mit diesen Stücken beginnen.
Die bildhaften Titel erleichtern den Zugang zu den Charakterstücken, deren Ursprünge einem großen Vorstellungshorizont entspringen: Märchen (Rapunzel, lass dein Haar herunter), Rockmusik (Rock für Vercingetorix), Worldmusic (African Dance) und Regionales (Auf dem Gschnas!). Der Komponist hat ein ausgeprägtes Gespür für Klänge und nutzt die engen Spielräume, die eine Einschränkung auf einen geringen Schwierigkeitsgrad mit sich bringt, einfallsreich aus.
Die Ansprüche für die linke Hand halten sich durch den gesamten Band in Grenzen. Auf Bindetechnik und weitestgehend auf Barréespiel wird verzichtet. Auf die rechte Hand warten allerdings schon bedeutend höhere Anforderungen: Rasgueados und Zerlegungen sowie einige spezielle Geräuscherzeugungstechniken, abgesehen von den klanglichen Ansprüchen, setzen Beweglichkeit und Willen zur Klanggestaltung voraus. Auch im rhythmischen Bereich finden sich durch Taktwechsel, Akzente und Synkopen einige Hürden, die es zu überwinden gibt. Eine Begleit-CD wäre unter diesem Aspekt eine willkommene Ergänzung gewesen.
Diese Miniaturwerke werden sicherlich im Unterricht erfolgreich eingesetzt werden können. Die stacheligen Dissonanzen im Wiegenlied für einen Igel oder die schlangenförmig geführte Melodie in Indien – Eine Kobrabeschwörung sind für SchülerInnen sofort nachvollziehbar. Die Stücke sind für Wettbewerbe bestens geeignet, aber auch davon unabhängig werden sie sich im Unterricht bewähren.
Andreas Stevens-Geenen