Speckert, George

27 Miniatures

für Streichtrio (2 Violinen und Cello), auch für Violine, Viola und Cello, Partitur und Stimmen

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Bärenreiter, Kassel 2017
erschienen in: üben & musizieren 4/2018 , Seite 59

Irgendwie komisch! Wie soll man den Titel nun lesen? Englisch oder Französisch? Warum nicht einfach 27 Miniaturen? „For String Trio“ – und dann die deutsche Übersetzung… Nichts gegen Eng­lisch, wenn es den Sachverhalt prägnant ausdrückt. Aber muss das hier wirklich sein?
„Ready to Play“ heißt die ganze Reihe, die Spielfreude „von der ersten Note an“ vermitteln soll. Die Stücke sind durchweg mit „aussageschlanken“ Titeln wie Brisk, Chase, Sunset oder Frolic versehen und haben einen Umfang zwischen zwölf und 54 Takten. Der amerikanische Komponist George Speckert wollte auf kürzestem Raum „unterschiedlichste Befindlichkeiten“ in Töne gießen.
Die meisten Stücke sind zunächst wirklich sehr einfach. Kaum eines geht über die erste Lage hinaus. Violine 1 erreicht ausnahmsweise in Vigorous den Spitzenton c”’, Violine 2 in Temple Dance immerhin e”’, die in der dritten bzw. vierten Lage zu erreichen sind. Der Cellist schrubbelt oft nur leere Saiten, manchmal als Bordun über zwei leere Saiten hinweg. Rätselhaft bleibt, wie das Kontra-H in Chant zu spielen ist. Die Bratschenstimme ist fast immer unisono mit Violine 2, ohne jedoch den tonwarmen Bereich zwischen der C- und der G-Saite auszuloten. Dafür sind einige Passagen sehr hoch, einige gar im Violinschlüssel notiert.
Schwierig sind unter Umständen die rhythmischen Komponenten mancher Stücke. So wechseln in Motion die Takte ständig, meist zwischen 2/4- und 3/8-Takt, in Frolic gar zwischen 2/4 und 5/8 mit mehrmaligem Wechsel von pizz. und arco. Und das bei einem Tempo von immerhin 140 Schlägen pro Minute: schon eine kleine Herausforderung auch für manch Geübten.
Überhaupt sind die Tempi meist sehr schnell angelegt. Reverent und Sad sind noch die langsamsten Stücke mit 82 Schlägen: Doch auch dies ist noch ziemlich rasch. Da wollte Speckert wohl den Jugendlichen entgegenkommen, für die es meist schwer auszuhalten ist, langsame Stücke im Grave- oder Largo-Tempo zu spielen. So sollten Stücke wie A Slow Walk gewiss etwas „slower“ als die empfohlenen 108 Schläge musiziert werden. Aber das ist Sache der Lehrperson, dies im Einzelnen umzusetzen.
Werner Bodendorff