Gies, Oliver/Bertrand Gröger
33 neue Kanons
mit vielen Gestaltungsoptionen zum kreativen Arrangieren
Meine spontane Reaktion, als ich das handliche Heft in den Händen halte, ist Entzückung. Neue Kanons? Toll! Kanons kann man schließlich immer mal einsetzen, sie sind (im Idealfall) leicht und schnell einstudiert, man kann aus einer einzelnen Melodie Mehrstimmigkeit erschaffen und als kleines Schmankerl für zwischendurch kommen sie stets gut an. Auch nach dem ersten Durchblättern hält die Begeisterung an: Die Texte sind ansprechend, humorvoll und zeitgemäß. Sie haben Titel wie „Ein Nasshorn“, „Bier“, „Geschüttelt, nie gerührt“, „Toooor“ oder „Unentschlossen“.
Oliver Gies ist Mitglied und künstlerischer Leiter der A-cappella-Gruppe „maybebop“ und studierte unter anderem Jazz/ Rock/Pop mit Hauptfach Komposition. Bertrand Gröger ist Dozent an der Popakademie in Mannheim sowie Gründer und Leiter des Jazzchor Freiburg.
Die Autoren schreiben in ihrem Vorwort: „Kanons kann man immer und überall singen. Draußen, drinnen, mit wenigen, mit vielen – und vor allem egal, in welcher Besetzung. Was sie also am meisten auszeichnet, ist ihre Flexibilität. […] Der Chorleiter oder die Sänger selbst können dem puren Kanon die verschiedenen Optionen (jeweils auf den linken Seiten) hinzufügen. […] So kann aus einem kleinen Kanon mit etwas Fantasie ein ausgewachsenes, aufführungsfähiges Stück werden.“
Die Gestaltung des Hefts ist gut strukturiert und übersichtlich: Es findet sich jeweils rechts der Kanon, links stehen die vorgeschlagene Klavierbegleitung, Anregungen für den Einsatz von Perkussion, Vorschläge zur Choreografie, Begleitstimmen oder Tipps zum Arrangement. Diese von den Autoren so genannten Optionen sind stets auf den Inhalt des Kanons abgestimmt. Beispielsweise geht es in „All die Worte“ um die an die Liebste gerichteten Zeilen, die wie „Federn im Wind“ verwehen. Passenderweise besteht hier eine Option darin, sanfte Windgeräusche mit dem Atem nachzuempfinden.
Auch für den Pianisten ist alles da, was er braucht: Akkordbuchstaben über der Kanonmelodie und ein einfach zu spielender und gut liegender Klaviersatz. Was will man mehr? Das Heft ist praxisorientiert und gibt gut umzusetzende und kreative Tipps und Anregungen. Zudem sind die Melodien eingängig und die Rhythmen nicht zu komplex. Die humorvollen, manchmal von Heinz Erhardt, zumeist aber von den Autoren selbst verfassten Texte regen zum Schmunzeln an. Kurzum, ein tolles Heft.
Die Autoren benennen ihre Zielsetzung so: „Ob als Warmup, Zugabe, Choretüde oder virtuose Stimmübung – diese 33 Miniaturen sind eine Repertoirebereicherung für jeden Chor, für jede Klasse, jede Vokal-Formation, die auf der Suche nach neuen Herausforderungen und Klangerlebnissen ist.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
Patricia Tafel