Igudesman, Aleksey

A Fishsummer Night’s Dream

Leichte Geigenduette mit Gedichten und CD

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Universal Edition, Wien 2015
erschienen in: üben & musizieren 2/2016 , Seite 56

Eine Rezension über eine neue Sammlung einfacher Violinduos in der ersten Lage zu schreiben, klingt zunächst nicht nach einer besonders aufregenden Angelegenheit. Es sei denn, das Notenheft kommt als derart gelungenes Gesamtkunstwerk daher wie Aleksey Igudesmans Duette A Fishsummer Night’s Dream.
Igudesman, 1973 in Leningrad geboren, lebt seit seinen Kindestagen in Deutschland. Seine Vita weist ihn als Geiger (Ausbildung bei Boris Kuschnir), Komponisten, Dirigenten und Schauspieler (!) aus, ein echtes Multitalent also. A Fishsummer Night’s Dream ist nicht einfach nur eine Sammlung von zehn leichten Duos für Kinder. Zu den Musikstücken gesellt Igudesman kleine eigene, humoristische Gedichte und als ultimativen Clou Illustrationen aus der Feder von Roger Moore. Ja, genau: der Roger Moore!
Im Vorwort beschreibt er sehr hübsch, wie es zu dieser musikalisch-grafischen Fischsammlung kam. Bei einem gemeinsamen Mittagessen „zückte Roger einen Stift und begann damit auf eine Serviette zu kritzeln. Ich beugte mich zu ihm herüber, um zu sehen, was er da gezeichnet hatte, und erblickte einen ulkigen und doch reizenden kleinen Fisch, der mich anstarrte. Da gestand er mir (Roger, nicht der Fisch), dass er am Anfang seiner Karriere für ein Trickfilmstudio gearbeitet hatte und dass damals Fische seine liebsten Zeichenobjekte waren… So kam mir nun die Idee, ein Heft mit Duetten und Gedichten zu schreiben – und mit Fischzeichnungen von keinem geringeren als dem legendären Sir Roger Moore höchstpersönlich.“ Natürlich darf auch eine Anspielung auf 007 nicht fehlen: „Goldfish Fingers“ heißt eines der Stück­chen (auch wenn in Goldfinger noch Sean Connery den James Bond spielte).
Neben Gedichtchen und Zeichnungen vergisst man beinahe, dass alle „Fische“ einem musikalisch-didaktischen Zweck dienen: „Whale Tale“ und „My Soul is a Soul“ trainieren Pizzicato-Arco-Kombinationen, „Philip, the Fish“ (der im Gedicht ebenso verspeist wird wie sein Freund, der Frosch), „I’m not a Fish“ (sondern ein Delfin), „In the mood for Fish“, „Goldfish Fingers“ und „My Mate the Mermaid“ üben rhythmische Kniffligkeiten wie 5/4-Takt, Synkopierungen, 2 gegen 3, 3 gegen 4 usw. „Fishing for Compliments“ (das ist der Seeteufel!) kontrastiert Legato- und Staccato-Artikulation, in „Out of Tuna“ und „Philip, the Fish“ macht man Bekanntschaft mit prononciert dissonanten Klängen. Leichtere Doppelgriffe dürfen nicht fehlen (u. a. in „Flying Fish“, Letzteres auch eine Studie für schnelleres Tempo). „Philip, the Fish“ swingt, der Delfin („I’m not a Fish“) tanzt Tango. Beide Violinstimmen sind durchweg in der ersten oder halben Lage zu bewältigen. Musikalisch sind die Stücke lebendig und hübsch.
Dem Notenheft angefügt ist eine CD, auf der Igudesman beide Partien spielt: zunächst per Playback beide Stimmen zusammen, danach jeweils einzeln zum Mitspielen des fehlenden Parts. Fazit: sehr empfehlenswert!
Herwig Zack