Langer, Michael

Acoustic Pop Guitar Soloing

Einstieg in Improvisation und Arrangement auf Basis der Akkorde C A G E, mit Audio-Download

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Dux, Manching 2020
erschienen in: üben & musizieren 3/2021 , Seite 63

Hinter dem langen, blumigen Titel von Michael Langers neuem Band verbirgt sich eine Anleitung zum Solospiel mit Hilfe von Dur- und Moll-Pentatonik in verschiedenen Griffbrettpositionen. Orientieren soll man sich mit Hilfe des CAGE-Systems, also vier Positionen, die von den einfachen Grundakkorden C, A, G und E abgeleitet werden. Angehende SologitarristInnen lernen, die Akkorde in verschiedenen Tonarten zu erkennen und die dazugehörige Tonleiter in der entsprechenden Position zu finden. Zusätzlich soll die Intervallbeziehung der einzelnen Töne zum aktuellen Akkord erkannt und gelernt werden.
Damit es nicht bei der Theorie bleibt, gibt es zu jeder Lage direkt Anwendungsbeispiele mit Licks aus der Tonleiter, die über unterschiedliche Akkordfolgen gespielt werden. Darunter findet sich ein zwölftaktiger Blues, der Anfang von Dock Of The Bay und simple diatonische Patterns wie eine I-V-VI-IV-Verbindung. Das Konzept, Akkorde und Tonleitern im Zusammenhang zu sehen, ist definitiv sinnvoll und schafft es, Licht in das Dunkel des Griffbretts zu bringen. Auch das Erkennen der Beziehung zwischen Melodieton und aktuellem Akkord hilft, passende und schöne oder spannungsreiche Melodien zu finden.
Das Versprechen im Vorwort, mithilfe des CAGE-Systems „Reduktion von Komplexität“ zu erreichen, wird meiner Meinung nach nur bedingt erreicht. Anstelle traditioneller Harmonielehre-Begriffe wie „A-Moll Pentatonik am 5. Bund über einen A7-Akkord“ treten neue, mitunter verwirrende Begrifflichkeiten wie „A-Moll Pentatonik E-Form“ oder „Mix Pentatonik Grifftyp G“, welche die Verständigung nicht gerade erleichtern. Auch das Ersetzen der Bezeichnung „Tonleiter Sequenz“ durch das Wort „Check In Run“ hilft in der Sache nur bedingt weiter.
Die übermäßige Diagrammisierung einzelner Positionen lässt den Kopf des Rezensenten rauchen, obwohl ihm die verwendete Tonleiter äußerst geläufig ist. Vielleicht wäre der Umweg über die Jazz-Akkord-Skalen-Theorie für das theoretische Verständnis besser gewesen… Letztendlich bleibt es Geschmackssache, ob man den Ersatz von Harmonielehre durch ein neues, sehr bildliches System einfacher verständlich findet als den klassischen Weg.
Im zweiten Teil wird das CAGE-System auf Akkordmelodiespiel und Arrangement angewandt. Zu den offenen Akkorden gesellen sich Dreiklangsumkehrungen und Septakkorde (plus None). Die Arrangements klingen ansprechend und wählen einen typischen Weg, um eine Melodie mit Akkorden zu spielen. Nachhören kann man das in den Audiotracks im Downloadbereich. Fazit: Ein Buch mit viel sinnvollem Inhalt und Beispielen, das jedoch manchmal etwas Bezeichnungswirwarr schafft.
Martin Schmidt