Eiring, Ulrike

Aktivieren mit ­Sprichwörtern, Liedern und Musik

Praxismodelle für die Begleitung hochbetagter und demenz­kranker Menschen, mit CD

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Schott, Mainz 2013
erschienen in: üben & musizieren 1/2014 , Seite 47

Dass die Arbeit mit hochbetagten und manchmal eben auch demenziell erkrankten Menschen das pädagogische Feld endgültig erreicht hat, lässt sich u. a. an der Fülle der Veröffent­lichungen ablesen. Das hier vorliegende Buch ist das Substrat einer mittlerweile mehr als zehn Jahre dauernden beruflichen Tätigkeit der Autorin im Bereich der Arbeit mit alten Menschen. Über die Jahre hat sich dabei ein Konzept zur „musischen Aktivierung“ durch Sprichwörter, Lieder und Musik entwickelt.
Während von den meisten PädagogInnen der Einsatz von Liedern und Musik nicht hinterfragt wird, sieht das vielleicht bei Sprichwörtern oder volkstümlichen Redewendungen anders aus. Für die, die sich derzeit im mittleren Lebensalter befinden, werden viele dieser Sprichwörter über die Großeltern noch vertraut sein, für die Jüngeren eher nicht. Eiring schreibt, dass sie in machen Familien auch Mittel der Erziehung waren. Sicherlich aber waren sie Elemente der Strukturierung und Orientierung. Insofern erscheint es sinnvoll, dass die Autorin diesem Bereich eine gewisse Bedeutung beimisst.
Im Zentrum des Buchs stehen 20 Praxismodelle, die sich als Materialsammlungen begreifen lassen, mit denen man seine Stundenbilder kreieren kann. Die Sammlung ist nicht so zu verstehen, dass sich aus einem Praxismodell lediglich jeweils nur eine Stunde entwickeln lässt.
Der Aufbau der thematisch bezogenen Praxismodelle ist annähernd gleich. Zu Beginn, zum Einstieg stehen häufig Gedichte, gefolgt von einer Vielzahl the­matisch bezogener Sprichwörter und Redewendungen, deren Sinn in der Aktivierung der Gruppe liegt. Sie können, so Eiring, Türöffner für biografisches Arbeiten sein, wobei man sich im Klaren sein sollte, dass die dadurch ausgelösten Erinnerungen nicht immer nur positiv sind.
Die jeweils angeführten Lieder – Kinder-, Volks- und Kirchenlieder – wie auch Schlager und Hinweise auf klassische Musikstücke, die danach folgen, dienen sowohl einem musikalischen Gedächtnistraining als auch der Biografiearbeit. Auch hier geht es immer wieder darum, über die Musik in das Gespräch mit den alten Menschen zu kommen. Dem Bereich der Bewegung wird nicht besonders viel Raum zugebilligt, das heißt aber nicht, dass er in der jeweiligen Gestaltung unberücksichtigt bleiben muss. Eingerahmt werden sollten die Stunden, die sich aus diesen Praxismodellen ergeben, jeweils durch geeignete Begrüßungs- und Abschiedslieder. Die CD enthält insgesamt 26 Tracks, wobei nicht alle Musikstücke, Lieder, Schlager etc., auf die im Text verwiesen wird, auf der CD zu finden sind.
Die Thematik der Demenz selbst wird nur peripher erwähnt, ein intensives Eingehen sucht man vergebens. Dennoch stellt das Buch von Ulrike Eiring eine sinnvolle Ergänzung im Rahmen musikgeragogischer Arbeit dar.
Ludger Kowal-Summek