Litsche, Rainer

Allerlei für zwei / JazzTime. Swing & Blues

9 leichte Stücke für Oboe und Klavier / Trio für 2 Oboen und Englischhorn

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Aulos, Dessau 2015
erschienen in: üben & musizieren 3/2015 , Seite 58

Neues vom Aulos-Verlag, dem von David Werner gegründeten Dessauer Verlag für Doppelrohrblattinstrumente: Nach der Anleitung zu einem „guten Oboenrohr“ folgen nun leichte und moderne Stücke für Oboe, die es unabhängig von den gängigen Oboenschulen nicht so viel gibt. Der 1934 geborene Rainer Litsche schrieb neun leichte Stücke zwischen 22 und 80 Takten Länge mit Begleitung des Klaviers. Diese haben speziell für Jugendliche ansprechende, neugierig machende Titel wie Vorbeiziehende Zirkusartisten, Junge Bären, Die Karawane, Lustige Begebenheit, Karussell oder City-Blues, aber auch klassisch-seriöse wie Trauriges Ereignis oder schlicht Kanon.
Weiterhin stellen die wenigen Vorzeichen (nie mehr als nur ein Kreuz und zwei b) kein Hindernis dar; die Stücke konzentrieren sich auf Artikulation, Phrasierung und sparsame Dynamik. Bis auf den im Allabreve stehenden, ­fetzigen Party-Rag sind die Takt­arten durchgehend im Viertelpuls notiert. Ebenso ist der leichte Klavierpart ohne viel Aufwand zu spielen, sodass auch AnfängerInnen ihre ersten Erfahrungen mit einem Begleitinst­rument machen können. Drucktechnisch ist die Ausgabe nahezu fehlerfrei.
Des Weiteren vereinigte Litsche – inzwischen so etwas wie der Hauskomponist des Verlags – mit dem Titel JazzTime einen Swing und einen Blues für die Trio­besetzung mit zwei Oboen und Englischhorn. Das Bluesthema geht auf Grover Dickson zurück, welches Litsche auf 39 Takten entfaltet und für die drei Instrumente einen herrlichen, quakend-gelassenen Eindruck dieser wunderbaren Zusammenstellung entwickelt. Technisch nicht sonderlich anspruchsvoll, kann der Blues mit einem Grundtempo von etwa 76 Schlägen pro Minute auch bei kleiner Gelegenheit angestimmt werden. Leider hat nur die erste Oboe Ziffern zur Orientierung notiert.
Der Swing entstammt „einer rhythmisch-stilistischen Studie für Piano von M. Pieper“. Dieser ist im Gegensatz zum Blues rhythmisch etwas diffiziler, groovt zudem im notierten Allabreve-Takt im beinahe doppelten Tempo. Hiervon kann eine kleine, dreiminütige Kostprobe angehört werden, wenn man sich auf die Homepage des Verlags begibt. Zu den Einzelstimmen gibt es zusätzlich eine übersichtliche Partitur, um Fragen des Einsatzes und die teils komplizierte Verzahnung der Stimmen klären zu können. Obwohl diese dort naturgemäß etwas kleiner ausfallen, sind die dynamischen Zeichen so wuchtig wie in den Einzelstimmen geblieben.
Zwei vergnügliche, schnell zu erlernende Stücke, die eine nicht alltägliche, aber klang­lich prächtige Besetzung bedienen, die bereits zahlreiche Komponisten von Beethoven bis Genzmer faszinierte.
Werner Bodendorff