Lehmann-Wermser, Andreas / Anne Niessen (Hg.)

Aspekte des Singens

Ein Studienbuch (= Musik­pädagogik im Fokus, Band 1)

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Wißner, Augsburg 2008
erschienen in: üben & musizieren 1/2009 , Seite 56

Zentrale Themen des Studiums sowie der pädagogischen Praxis zu behandeln, ist die Zielsetzung der neuen Reihe „Musikpädagogik im Fokus“. Mit musikpädagogischen Lehrbüchern will sie den Stand der wissenschaftlichen Forschung wiedergeben und Wege zur eigenständigen Weiterarbeit weisen. Der nun vorgelegte Band 1 Aspekte des Singens legt den Schwerpunkt auf den Gesang in der Schule, widmet sich darüber hinaus jedoch verschiedener Teildisziplinen.
Passend zum Reihentitel ist auch der Inhalt pädagogisch aufbereitet. Die Struktur nimmt den Leser eng bei der Hand: In einer kleinen Einleitung zu jedem Kapitel stellen die Herausgeber das Thema des betreffenden Aufsatzes in den Gesamtzusammenhang der Disziplin sowie des Buchs. Der gute Wille bei der mundgerechten inhaltlichen Aufbereitung zeigt sich auch an den Stichworten in der Marginalspalte, die das Auffinden von Themen erleichtern sollen. Für die relativ kurzen und durch Unterüberschriften klar gegliederten Kapitel sind diese jedoch bestenfalls ein schmückendes Beiwerk, wenn sie nicht gar den Lesefluss unterbrechen.
Am Ende jedes Aufsatzes sollen Fragen und Handlungsanregungen zu Reproduktion und Weiterführung einladen. Vielfach schulmeisterlich anmutend, wirken sie eher mühevoll konstruiert. Dass die Aufsätze tatsächlich „unter didaktischen Gesichtspunkten strukturiert und verfasst“ seien, mag man dabei nicht so recht glauben. So ist fraglich, ob sich der Leser oder die Leserin hierdurch animieren lässt. Hilfreich für die Weiterarbeit sind dagegen die kommentierten Literaturlisten mit vertiefenden Werken und Standardtiteln. Die Literaturliste am Ende des Buchs ist eine Zusammenstellung der zitierten Werke und bleibt damit im Umfeld der im Buch thematisierten Aspekte.
Die einzelnen Kapitel behandeln zweifelsohne interessante Themen. Zwar erwecken sie zum Teil den Eindruck, weniger ein in sich geschlossenes Ganzes als ein Abstract größerer Arbeiten zu sein, doch bieten sie insgesamt vielgestaltigen Einblick in unterschiedlichste Aspekte: Historische und ethnologische Herangehensweisen wechseln mit Betrachtungen bestimmter soziologischer Umfelder wie dem Kindergarten und unmittelbar praxisbezogenen Kapiteln wie der Chorarbeit.
Obwohl das Vorwort von „absichtsvoller Gestaltung“ spricht, haftet dem Gesamtwerk doch der Beigeschmack des Sammelsuriums an. So vielgestaltig die breit aufgezählten Zielgruppen, so unspezifisch die Formulierung, „nur die Leser selbst können den Zusammenhang der Perspektiven herstellen und scheinbar Disparates integrieren“. Dennoch: Studierenden kann das Buch als erster Einstieg in dieses vielgestaltige Thema dienen, Lehrenden als Themengeber, auch wenn fraglich bleibt, ob das aufwändige pädagogische Gerüst dabei zum Tragen kommt.
Astrid Bernicke