Albéniz, Isaac

Asturias

Aus der Suite Espagnole, für vier Violoncelli, bearb. von Hans-Henning Ginzel, Partitur, vier Einzelstimmen, mit CD

Rubrik: Noten
Verlag/Label: M Music Publishing, München 2015
erschienen in: üben & musizieren 2/2016 , Seite 55

Die Suite Espagnole des katalanischen Komponisten Isaac Albéniz (1860-1909) stellt die unterschiedlichen Regionen Spaniens vor und setzt auf diese Weise ihren Rhythmen und Melodien ein musikalisches Denkmal. Die Erstausgabe enthielt nur die Titel „Granada“, „Cata­luña“, „Sevilla“ und „Cuba“. „Cádiz“, „Asturias“, „Aragón“ und „Castilla“ kamen später hinzu und wurden teilweise auch unter anderem Namen veröffentlicht. So ist das hier vorliegende Asturias auch als Preludio oder Asturias-Leyenda bekannt. Ursprünglich schrieb Albéniz die Suite Espagnole für Klavier solo. Aber gerade Asturias, in dem der Komponist das Spiel auf der Gitarre imitiert, bietet gute Gelegenheit zur Transkription und ist bei Gitarristen sehr beliebt.
Wie kam es zu einer Bearbeitung für vier Violoncelli? Der 1988 geborene Cellist und Komponist Hans-Henning Ginzel studierte unter anderem in Madrid und hatte dort Kontakt zu spanischen Gitarristen. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland inspirierte ihn diese Erfahrung, Asturias in einem neuen Licht erscheinen zu lassen und für Celloquartett zu bearbeiten. Dabei bleibt Ginzel sehr nah am Original.
Das etwa siebenminütige Stück in g-Moll erinnert mit seiner rhythmischen Pointiertheit, den starken Akzenten und dynamischen Ausbrüchen sowie dem melancholischen Mittelteil an Flamenco. Dabei übernimmt ein Violoncello im Pizzicato die Melodie, während ein zweites um ein Sechzehntel versetzt einen ebenfalls gezupften Orgelpunkt ergänzt. Rhythmische Stabilität bei der Interpretation ist entscheidend, sodass der toccatenartige Komplementärrhythmus, der sich aus den Sechzehntelimpulsen ergibt, klar durchhörbar wird. Ginzel lässt dieses Motiv, das sich wellenförmig steigert und entspannt, durch die einzelnen Cellostimmen wandern, teilweise durch Oktavierungen verstärkt.
Akzentuierte Arpeggio-Akkorde kennzeichnen den harmonischen Verlauf. Ergänzt hat der Cellist an einigen Stellen einen Liegeton im Bass, der vom vierten Cello übernommen wird und bei dem der Bogen frei vom Steg zur normalen Strichstelle und wieder zum Steg geführt wird. So entsteht ein etwas raues Fundament, das dem Stück harmonische Tiefe verleiht. Ebenfalls neu hinzugekommene perkussive Klopf- und Wischelemente auf dem Korpus des Cellos beleben das Stück mit rhythmischen Akzenten. Die langsamen, lyrisch-melancholischen Teile werden von zwei Celli unisono im Abstand von zwei Oktaven übernommen und erfordern intonatorisches Geschick.
Ginzels Bearbeitung für vier Violoncelli erreicht vielleicht nicht die Virtuosität und Leichtigkeit, mit der ein Gitarrist das Stück interpretieren kann, punktet aber durch Klangfülle und den Einsatz perkussiver Elemente. Die beigefügte CD bietet eine Einspielung des Stücks mit Hans-Henning Ginzel und seinem Arcis Cello Quartett.
Anna Catharina Nimczik