Harper Smith, Janice

Atemtechnik als Roter Faden

Ein Weg zur Aufwertung der Gesangskunst in Theorie und Praxis

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Florian Noetzel, Wilhelmshaven 2005
erschienen in: üben & musizieren 6/2006 , Seite 67

Dem Titel der vorliegenden Veröffentlichung folgend sind zentrale Aussagen durch die Farbe rot hervorgehoben. Diese farblich gekennzeichneten Kernaussagen bilden den roten Faden der Publikation. Die Autorin möchte, laut eigener Aussage, einige weit verbreitete Missverständnisse über Atemkontrolle in der Gesangstechnik beseitigen. Das Erlernen einer Atemtechnik und ihre Anwendung auf die Musik sind für sie unentbehrlich für das Erreichen des Ideals von gutem Singen.
Ein Sänger oder eine Sängerin muss lernen, die Töne mit dem Atem zu verbinden. Die Aneignung der fundamentalen Prinzipien der Gesangstechnik aus der Zeit des Belcanto ist der Schlüssel für das optimale Singen jeder Art von Musik, denn hier wurde eine Atemkontrolle propagiert, die die Vereinigung von technischen und ästhetischen Aspekten beinhaltet. Belcanto wird von der Autorin in gleicher Weise als Ideal und Technik verstanden. Trotz aller Widersprüche in den verschiedenen Lehrbüchern über die Kunst des Gesangs, die von Janice Harper Smith durch Zitate gegenteiliger Meinungen kurz dargestellt werden, wird die zentrale Rolle einer Atemtechnik deutlich.
Das Ausatmen und die aktive Benutzung des Atems beim Singen können kontrolliert werden. Durch anatomische Abbildungen der Atmungsorgane, des Kehlkopfs und der Bauch- und Rückenmuskulatur veranschaulicht die Autorin ihre Erläuterungen. Im anschließenden Kapitel, das auch durch Anekdoten aus eigener Erfahrung sehr einprägsam beschrieben ist, hebt Janice Harper Smith die Wichtigkeit des konzentrierten Übens hervor. Sie gibt zahlreiche Ratschläge und grundsätzliche Tipps zur Bedeutung von Phrasierung, Puls eines Musikstücks und Rhythmik für die Gesangskunst. Die Autorin geht auf Tonentwicklung im Zusammenhang von legato und auf das Problem der verschiedenen Sprachen und Aussprachen ein. Sie erläutert Übeziele, -methoden und -prinzipien, die durch Notenbeispiele verdeutlicht werden. Das Üben in Proben, das Üben von Musikstücken, Körperübungen, Rezitative, Vokal- und Worttrennungen sind einige der Themen dieses Kapitels.
Anhand vielfältiger Beispiele aus der Gesangsliteratur erläutert die Autorin den roten Faden in fünf wesentlichen Schritten. Zusätzlich verdeutlicht sie ihr Konzept am Beispiel einer Gesangsstunde. Das Thema Gesangskunst in der zeitgenössischen Musik und ein Anhang, in dem unter anderem oft gestellte Fragen zur Gesangstechnik beantwortet werden, runden die gelungene Publikation ab, die sich an GesangsschülerInnen ebenso wie an Lehrkräfte und professionelle SängerInnen richtet.
Ulrich Falk