Janezic, Daniela / Julia Wikström / Sabine Walter

Auf die Bühne, fertig, los!?

Der Kommentar

Rubrik: Kommentar
erschienen in: üben & musizieren 1/2025 , Seite 41

Im Herbst 2022 startete auf Initiative des burgenländischen Landeshauptmanns das Projekt „Auf die Bühne, fertig, los!“ als landesweite Zusammenarbeit von Musikschulen, Volksschulen, Bildungsdirektion und Pädagogischer Hochschule im Burgenland. Das Projekt sollte das Musizieren in den Volksschulen stärken, jedem Kind die Chance auf Musiziererfahrungen ermöglichen und die Zusammenarbeit der beteiligten Institutionen intensivieren.
Konkret: Alle Kinder der 2. Schulstufe (bzw. der 2. Klasse) sollten eine qualitativ hochwertige Blockflöte bekommen, mit der sie erste Erfahrungen an einem Instrument machen können. Das klang zunächst gar nicht besonders innovativ, wenn man die zahlreichen Schulkooperationen und Projekte wie „Jedem Kind ein Instrument“ und dessen Nachfolger betrachtet und berücksichtigt, dass Blockflötenklassen im musikpädagogischen Diskurs eher nicht mehr en vogue sind. Zudem gab es bei der Bekanntgabe der Initiative noch kein pädagogisch-didaktisches Konzept, aber starken Zeitdruck, denn die Umsetzung sollte schon wenige Wochen später beginnen.
Uns, dem Pädagogischen Forum des Burgenländischen Musikschulwerks, ist es natürlich ein großes Anliegen, dass alle Kinder während ihrer Pflichtschulausbildung intensiver mit Musik in Berührung kommen und nicht nur diejenigen erreicht werden, die sich einen Musikschulbesuch leisten können. Es sollte aber sichergestellt werden, dass Projekte qualitativ hochwertige musikalische Bildung bieten.
Trotz anfänglicher Skepsis sagten wir zu, gemeinsam mit der Kulturabteilung des Landes die Ausarbeitung eines pädagogischen Konzepts zu übernehmen. Nach mehreren Meetings aller beteiligten Institutionen wurde schließlich die Kärntner Musikpädagogin Verena Unterguggenberger beauftragt, ein Lehrbuch zu konzipieren. Es entstand das Arbeitsbuch der musikbaum und die Blockflöte mit einem ganzheitlichen Musizieransatz, bei dem die Blockflöte nur eine Möglichkeit zur Umsetzung darstellt. Das Arbeitsbuch orientiert sich am Lehrplan der 2. Schulstufe und kann in kurzen Einheiten täglich oder mehrmals wöchentlich im Unterricht verwendet werden. Singen, Bewegen zur Musik, Rhythmusgefühl und inneres Hören bilden die Basis für das gemeinsame Tun. Weitere Kompetenzen wie Lesen, Rechnen und Umweltkunde werden dabei ebenfalls gefördert.
Damit geht das entwickelte Konzept weit über die ersten formulierten Projektziele hinaus und leistet einen Beitrag z. B. auch in Mehrstufenklassen, in denen nicht alle Kinder eine Blockflöte haben. Ebenso können SchülerInnen, die bereits ein anderes Instrument spielen, leicht mit ihrem Ins­trument mitmusizieren und ihre Kompetenzen einbringen. Das Arbeitsbuch ergänzend erhalten alle Kinder zudem einen kostenfreien Zugang zu eigens dafür konzipierten Inhalten in der App Bandpad, mit der auch zu Hause vertiefend gearbeitet werden kann.
In einem nächsten Schritt wurden zum Start des Projekts in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule landesweite Fortbildungen für die VolksschullehrerInnen organisiert. Über 100 Personen besuchten die Fortbildung und bekamen ein Lehrerhandbuch mit ausgearbeiteten Stundenvorbereitungen zur Verfügung gestellt. Das Musikschulwerk organisierte in den Bezirken weitere Fortbildungen in Kleingruppen mit Hilfestellungen zum Einstieg, zum Lehrwerk und zu den Grundlagen des Elementaren Musizierens bis hin zu individuellen Fortbildungen an der Blockflöte. Die Volksschulen erhielten zudem die Möglichkeit, über eine Koordinationsstelle in der Bildungsdirektion bis zu vier Mal pro Semester Musikschullehrkräfte für gemeinsame Unterrichtseinheiten anzufordern. Das war zweifellos der spannendste Teil für uns Lehrende.
Nach zwei Projektjahren zeigt sich, dass das Musizieren in den Volksschulen gestärkt und intensiviert wurde. Nicht musikaffine Volksschullehrkräfte bekamen durch die Zusammenarbeit mit den Musikschullehrkräften Unterstützung und können dadurch sicherer und mit neuen Inputs den Musikunterricht gestalten.
Auf die Bühne, fertig, los? – So leicht ist es sicher nicht. Aber wenn man politische Initiativen aufgreift und im vorgegebenen Rahmen sinnvoll zu gestalten weiß, kann vieles entstehen. Für uns ist dieses Projekt nun definitiv ein Leuchtturmprojekt und stellt einen großen Mehrwert für Kinder und Lehrende dar. Es ist auf vier Jahre konzipiert und auch für diesen Zeitraum finanziert. Jetzt bleibt zu hoffen, dass nach der intensiven und schließlich lohnenden Konzeptionsarbeit eine Weiterführung erfolgen kann.

Lesen Sie weitere Beiträge in Ausgabe 1/2025.